Judith Lennox: Die andere Tochter

Olivia ist grade mal 19, als sie die vornehme und reiche Familie Ruthwell kennenlernt. Für eine Saison arbeitet sie als Schneiderin bei der Freundin ihrer Mutter in einem Atelier in London und wird beauftragt, ein neues Kleid an die Dame des Hauses, Grace, auszuliefern. Grace behandelt Olivia vom ersten Moment an wie eine Vertraute oder junge Freundin, ihre Familie jedoch lehnt sie ab. Vor allem Grace‘ Tochter lässt sie spüren, dass sie „nur eine Angestellte“ ist. Die Vertrautheit mit Grace bringt Olivia dann allerdings auch in Schwierigkeiten. Von einem Moment zum anderen wird Olivia Hausverbot erteilt, Gründe werden nicht genannt. Auch ihre Arbeit muss sie unvermittelt aufgeben.

Olivia vermutet, dass Grace‘ Ehemann das so arrangiert hat. Doch Olivia lässt sich nicht beirren. Sie geht ihren Weg, auch wenn sie sich immer wieder fragt, was wohl der Grund für den Bruch mit den Ruthwell war. Olivia nimmt ihr Schicksal in die Hand, sie tritt 1939 der Land Army bei und lernt dort eine Menge Dinge, die überlebenswichtig sind. Auch ihren späteren Ehemann, George, lernt sie in dieser Zeit kennen. George wird später ein bekannter Schriftsteller und Dichter, und Olivias Leben dreht sich um den Haushalt, die Erziehung ihrer drei Söhne und Georges beruflichen Erfolg, sie selbst arbeitet als Lehrerin. Viele Jahre später, nach der Trennung von George, die Kinder sind längst erwachsen und haben eigene Familien, widmet sich Olivia ihrem Hobby, dem Gärtnern.

Gemeinsam mit einer Freundin, macht sie daraus ein Geschäft, eine Landschaftsgärtnerei. Spät findet sie auch wieder eine neue Liebe. Die Ruthwells lassen sie nicht lost, immer wieder kreuzt diese Familie ihren Weg. Zunächst trifft sie auf den ehemaligen Hauslehrer des kleinen Sohnes, der ihr einiges erzählen kann, was die Familie in keinem guten Licht erscheinen lässt, später trifft sie auch die Tochter wieder, die, inzwischen erwachsen und mit etwas anderer Sicht auf die Dinge, ihr vom Tod ihrer Mutter berichtet und ein bisschen Licht in die Geschichte der Familie bringt.

Ein gut recherchierter Roman. Eine schöne Familiengeschichte. Warmherzig und gut erzählt. Judith Lennox bringt uns wieder einmal ihre Heimat näher mit viel Atmosphäre und Zeitkolorit. Im Gegensatz zu anderen Romanen der Autorin konnte mich „die andere Tochter“ allerdings nicht wirklich überzeugen.

Judith Lennox: Die andere Tochter
Aus dem Englischen übersetzt von Lina Robertz und Constanze Weise
Piper, Januar 2025
397 Seiten, Hardcover, 24,00 Euro

Diese Rezension wurde verfasst von Sabine Ertz.

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