Die Welt der Zukunft unterscheidet sich nicht wirklich von den uns bekannten Umständen. Menschen lieben und hassen, sie leiden und sind erfolgreich, Kriege werden geführt und am Ende eines jeden Lebens steht der Tot. Nun, manches Mal auch nicht.
Seitdem die Menschheit ins All aufgebrochen ist und mit dem Skip-Antrieb fernste Sterne erreichen kann, hat man die Bekanntschaft von mehr als 200 Alien-Rassen gemacht und erkannt, dass eine schlagkräftige Armee von Nöten ist. Nach der Gründung der Kolonialen Union hat sich die Ausbreitung der Menschheit im All beschleunigt, der Bedarf an Soldaten und Siedlern ebenfalls. So fährt die KU einen rigiden, letztlich aber erfolgreichen Kurs in der Rekrutierung ihres Nachwuchses. Siedler werden nur von Entwicklungsländern und Norwegen akzeptiert, zum Militär dürfen sich nur Menschen aus den USA, Kanada und Westeuropa melden, die ihr 75 Lebensjahr vollendet haben. Auf der Erde, die sie nie mehr betreten dürfen für tot erklärt, erhalten die Rekruten egal ob Männlein oder Weiblein einen neuen, genetisch aufgerüsteten grünen Klonkörper und dürfen ihren 10-jährigen Dienst antreten. Dass mehr als 75 % der Soldaten die ersten zwei Jahre ihres Dienstes an der Waffe nicht überleben wurde ihnen gesagt, doch was tut man nicht alles, um dem Sensenmann zumindest noch ein paar Tage, Wochen oder Jahre von der Schippe zu springen – und endlich einmal wieder guten Sex zu haben?
John Perry ist einer dieser Rekruten. Nachdem seine Frau vor ein paar Jahren einem Schlaganfall zu Opfer fiel, betritt er an seinem 75 Geburtstag zum zweiten Mal in seinem Leben das Rekrutierungsbüro der KU. Kurz darauf findet er sich in seinem verjüngten Grünkörper wieder und darf zur Ausbildung. Schnell wird deutlich, dass Perry ideales Soldatenfutter darstellt. Bescheiden, intelligent, loyal und dabei effektiv steigt er schnell in der Hierarchie der KVA auf. Zu Hilfe kommt ihm dabei sein Instinkt fürs Töten, sein Überlebenswille, Glück und seine Kritiklosigkeit am totalitären Führungsstil der KU.
Als eine Alienrasse eine Vorrichtung, mit der sie eintreffende KVA-Raumschiffe aufspüren kann einsetzt, wird er zur Geisterbrigade abkommandiert – und trifft dort auf eine alte, liebe Bekannte …
Was mit E.E. „doc“ Smith seinen Anfang nahm, später von Robert A. Heinlein aufgegriffen und weiterentwickelt wurde und mittlerweile von David Weber, John Ringo und Mike Shepherd zu neuen Ehren gelangte, die Spielart der Military-SF, das findet in John Scalzi einen neue, einen frischen Autor, der den oftmals stereotypen Handlungsabläufen in seinem Erstling neue Seiten abgewinnt. Nicht von ungefähr wurde vorliegender Roman mit dem John W. Campbell Award ausgezeichnet, liest sich das Werk doch stringent, spannend und interessant auf einen Rutsch durch.
Statt uns mit ständig sich wiederholenden Kampfbeschreibungen zu langweilen, sucht Scalzi einige wenige Einsätze seines Handlungsträgers heraus, an denen er uns dessen Schicksal aufzeigt. Dabei werden die negativen Seiten des Krieges, das Leid, das Töten und die Schuld nicht außen vor gelassen, jedoch auch nicht unbedingt in den Mittelpunkt gestellt. Scalzis Protagonisten geht es nur um Eines – das Überleben. Ohne Skrupel wird daher geschossen und gefightet, werden Aliens niedergemacht und in die Luft gesprengt, dass jeder Landser-Fan begeistert sein dürfte. Dass die Menschen dabei nach dem Motto „erst schießen, dann reden“ vorgehen, dass zumeist nur toten Aliens gute Aliens sind, Diplomatie eher unbekannt ist und auch die diktatorischen Machtstrukturen der KU nicht hinterfragt werden ist ein wenig zu bemängeln, stören aber den Lesefluss nicht.
Dabei zeigt er Autor durchaus die Kritikpunkte auf, hinterfragt diese aber nicht wirklich, sondern ordnet alles seinem rasanten Plot unter. Dabei fasst er sich ungewohnt kurz, so dass wir von Wiederholungen oder ausufernden Berichten verschont bleiben. Das Ganze liest sich angereichert mit ein wenig trockenem Humor kurzweilig und flüssig durch, zeigt uns einen Charakter, der ob seines Schicksals ein wenig zu flach, stromlinienförmig und angepasst bleibt, aber auch herrlich spannend.
John Scalzi: Krieg der Klone.
Heyne, April 2007.
432 Seiten, Taschenbuch, 7,95 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Carsten Kuhr.