John Scalzi: Die letzte Einheit

scal1Nach seiner Star Trek Hommage (Red Shirts) und seiner literarischen Verbeugung vor den Fuzzies (Der wilde Planet) kehrt Scalzi, endlich bin ich geneigt zu sagen, wieder in sein gewohntes Umfeld zurück.

Wichtig ist vorab zu wissen, dass die dreizehn Episoden – der Verlag hat dem Buch zwei weitere Geschichten als Bonus beigegeben – in den USA über einen Zeitraum von 4 Monaten im Internet veröffentlicht wurden. Wer also einen ganz „normalen“ Roman erwartet, der wird sich überrascht die Augen reiben.

Doch first things first.
Seitdem John Perry mit einer Alien Flotte über der Erde erschienen ist, hat die Koloniale Union (KU) ein Problem – letztes groß geschrieben. Jahrhundertelang führten die Kolonien von der Erde Lebensmittel, Siedler und nicht zuletzt Kämpfer ein, denen sie eine neue Chance boten. Wer einmal die 75 überschritten, altersschwach und tattrig auf der Erde im Pflegeheim dahinvegetierte, für den war die Aussicht auf einen Bewusstseinstransfer in einen grünen, künstlichen jungen Körper eine Verlockung, auch wenn man von vorne herein gesagt bekam, dass die Soldaten zu 90 % ihre 10 Dienstjahre nicht lebend würden beenden können. Doch das alles ist Vergangenheit, das Verhältnis zwischen Erde und KU gestört, die Konklave, eine Union von 200 Alienrassen versucht weiterhin einen Keil zwischen die Kolonien und die Erde zu treiben.

Kurz nach den in „Die letzte Kolonie“ geschilderten Vorkommnissen angesiedelt, begleiten wir Harry Wilson, der als Soldat einem der Botschafter-Teams der KU angehört bei seinen Einsätzen. Zwar sind er, die Botschafterin Abumwe und sein Freund, der Diplomat Hart Schmidt nur eines der B-Teams, doch gerade, weil man sie auf Fälle ansetzt, bei denen ein Scheitern nicht möglich sondern wahrscheinlich ist, geraten sie schnell in „interessante“ Situationen. Sie und ihre Vorgesetzten können sich des Eindrucks nicht erwehren, dass eine dritte Partei versucht, die Menschen und die Konklave in einen bewaffneten Konflikt zu treiben. Immer wieder stoßen sie auf verschwundene Raumschiffe beider Seiten, die Angriffe auf sie oder die Konklave fliegen, wird intrigiert und verraten, gekämpft und sabotiert. Doch wer steckt hinter den perfiden Anschlägen – die Antwort bleibt Scalzi uns – noch zumindest – schuldig.

Fünfzehn Kurzeinsätze des B-Teams stehen dem Leser bevor, 15 Geschichten, in denen Scalzi beweist, welch begnadeter Autor er ist.
Voller Tempo, Humor und interessanter Personen verwöhnt der Autor uns mit Science Fiction, die immer wieder einmal aktuelle Entwicklungen und Probleme verklausuliert in die Zukunft versetzt aufgreift und uns dabei bestens unterhält.
Zwar gibt es dieses Mal keinen durchgängige Handlungsbogen, der gewohnte Aufbau eines Romans sucht der Leser vergeblich. Skurrile Begebenheiten, Protagonisten, die einander nicht unbedingt immer zugetan sind, Feinde die zusammenarbeiten und ein unbekannter Aggressor sorgen statt dessen dafür, dass die ebook-Episoden auch im Print funktionieren. Allerdings sollte man, um die Erzählungen wirklich vollständig genießen zu können, zumindest „Krieg der Klone“ und „Geisterbrigaden“ gelesen haben. Dann wartet auf den Rezipienten alles, was das Herz eines Science Fiction Fans höher schlagen lässt – phantastische Aliens, fremde Planeten, Raumgefechte, und ein wenig Romantik – Scalzi zeigt, was er alles kann und das auf beeindruckende Art und Weise.

John Scalzi: Die letzte Einheit.
Heyne, Dezember 2013.
624 Seiten, Taschenbuch, 9,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Carsten Kuhr.

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