Hap und Leonard sind respektabel geworden. Ja, ich weiss, da runzeln sie jetzt die Stirn, die beiden Rednecks und plötzlich und unerwartet zu Stützen der Gesellschaft mutiert – da lachen ja die Hühner unter dem ausrangierten Pick-Up vor dem Trailer, aber immerhin haben unsere beiden Haudegen – mehr Hau als Degen – jetzt einen Job.
Bei ihrem Freund, dem Ex-Cop Marvin sind sie als Detektive angestellt, wenngleich der Begriff Schläger vielleicht zutreffender wäre. In ihrer ganz eigenen Art setzen sie ihren Klienten wie den Verfolgten zu, da darf dann ruhig auch einmal eine Kniescheibe dran glauben.
Dann aber werden sie auf einen alten, nach wie vor ungelösten Mordfall angesetzt. Ein junges Paar wurde in einem beliebten Park ermordet aufgefunden, die Mutter des männlichen Opfers will endlich die Wahrheit wissen.
Bei ihren Ermittlungen kommen unsere schlagkräftigen, aber doch etwas ruppig daherkommende Ermittler auf die Spur einer ganzen Reihe von Morden.
An den Tatorten wird jeweils als Markenzeichen ein blutiger Teufelskopf hinterlassen. Die Spur führt über Houston zu alten Bekannten unseres Duos.
Waren etwa der Dealer und Mafiosi Jimson und Vanilla Ride in die Morde verwickelt?
Bei ihren weiteren Ermittlungen scheinen unsere Beiden die Täter aufgescheucht zu haben – Leonard wird auf dem Parkplatz von Wal-Mart angeschossen – es sieht nicht gut aus.
Jetzt wird die Angelegenheit für Hap erst so richtig persönlich – und dies hat markante Folgen für den roten Teufel …
Die Romane um das so ungleiche Duo Hap und Leonard sind inzwischen Kult. Gerade wird ein Kinofilm um das Weißbrot und seinen schwarzen, schwulen Kumpel gedreht, der den Hype noch zusätzlich anheizen wird.
Was aber macht die Romane so besonders?
Ist es vielleicht, die immer wieder durchschimmernde Gesellschaftskritik, die uns das Leben der einfachen, der armen Menschen in Texas vorstellt?
Die fast nebensächlich eingestreuten Bilder einer Gesellschaftsschicht, die von den Politikern, den Begüterten und Gebildeten schlicht vergessen wurde?
Oder sind es die packend aufgezogenen Kämpfe der Underdogs gegen die Bösen – und ja, die Gegner unserer Freunde sind böse Menschen. Zumeist stellen sich Hap und Leonard Gangster, Mörder und Dealer, das organisierte Verbrechen entgegen. Da heißt es dann immer, die einfach, aber ehrlich gestrickten Helden gegen das böse Establishment.
Das hat, ich gebe es zu, ein wenig den Nimbus des David gegen Goliath, zumal wir die Handlungen unserer Helden immer sehr gut nachvollziehen können.
Oder ist es die sympathische Art, in der Lansdale seine Figuren zeichnet. Das sind Figuren, mit denen man gerne einmal ein Bier trinken gehen würde, die man bei Problemen gerne an seiner Seite hätte. Verlässlich und treu sind sie, aufopfernd kümmern sie sich um ihre Freunde, auch wenn sie dafür ihre eigene Haut zum Markte tragen müssen.
Nun, sicherlich üben all diese unterschiedlichen Bestandteile einen Reiz auf dne Leser aus, dem dieser gerne nachgibt. So suchen wird auf den Spuren Zorros und Robin Hoods ein wenig Gerechtigkeit im östlichen Texas und begleiten unsere bodenständigen Helden bei ihren Anstrengungen ihr Leben in Frieden und Ruhe führen zu können – auch wenn das, angesichts ihrer vielen Feinde nicht wirklich wahrscheinlich ist.
Wer mehr von Hap und Leonard lesen möchte, dem darf ich nachfolgend kurz die deutschen Romane in chronologischer Reihenfolge auflisten:
1. Wilde Winter (Shayol / Golkonda)
2. Texas Blues / Mucho Mojo (Rowohlt / Goldkonda)
3. Mambo mit zwei Bären (Rowohlt)
4. Schlechtes Chilli (Dumont)
5. Rumble Tumble (Shayol)
6. Machos und Macheten (Golkonda)
7. Das Dixie-Desaster (Golkonda)
Joe Lansdale: Rote Rache.
Golkonda Verlag, März 2016.
250 Seiten, Taschenbuch, 16,90 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Carsten Kuhr.