Andy Mulligan: Liquidator

liqEin Energiegetränk »Liquidator« zu nennen, war vielleicht eine Idee aus der Marketingabteilung. Es verspricht, aus jedem Kind einen Sieger zu machen. Der Konzern, der dahinter steckt, plant eine gigantische Werbekampagne, die mit einem Konzert gekrönt wird. Ausgerechnet der weltberühmte Rockstar Snowy wird nach langer Pause wieder singen. Natürlich will jeder dahin. Und jeder trinkt »Liquidator«.

Vicky und ihre Freunde sollen in den letzten Tagen vor diesem legendären Konzert in verschiedenen Firmen Praktika absolvieren. Die Zwillinge Polly und Molly landen bei einer Zeitung, die nur Anzeigen druckt. Ben hilft in einem Blumenladen aus, und Edgar packt in einem Fitnessstudio Prospekte aus. Vicky und Katkat haben, so scheint es, mehr Glück. Vicky soll in einer Anwaltskanzlei Erfrischungen servieren, die gerade die Interessen des Konzerns vertritt, während Katkat Snowys Team bei den Vorbereitungen unterstützt.

Als Vicky, allein im Büro, versehentlich eine halbe Dose »Liquidator« über das Notebook ihrer Chefin verschüttet, gefährdet sie die Pläne des Konzerns. Mit Hilfe von Ben will sie die Firmendaten retten. Dabei finden sie und ihre Freunde brisante Informationen, die nur zwei Schlussfolgerungen zulassen:

  1. Der todkranke Jamie Song muss gerettet werden.
  2. Jeder muss von der Gefährlichkeit des Energietränkes erfahren.

Dass diese Aufgabe nicht leicht wird, merken Vicky und ihre Freunde schnell und äußerst unsanft. Denn der milliardenschwere Konzern ist ihnen auf der Spur. Die skrupellose Chefin der Anwaltskanzlei beauftragt für Vicky und ihre Freunde einen äußerst effizient arbeitenden Sicherheitsdienst, der die Verbreitung brisanter Daten verhindern soll.

»… Ich fing sofort an zu heulen. Das ist übrigens etwas, das sich verändert hat: Früher habe ich immer ganz schnell geflennt. Jetzt nicht mehr.« erklärt Vicky auf S. 68.

Der Londoner Autor Andy Mulligan wurde vielfach für seine Kinder- und Jugendromane ausgezeichnet. Im aktuellen Buch lässt er Vicky und ihre Freunde abwechselnd als Ich-Erzähler von ihrem gefährlichen Abenteuer berichten. Dies gibt dem Handlungsverlauf sehr viel Tempo und Spannung. Auch wenn alle in einer homogenen Sprache erzählen, findet man sich in den turbulenten Ereignissen zurecht. Die Überschriften wie zum Beispiel: »Vicky – 17.36 Uhr  – vor dem Café« sind geschickte Orientierungshilfen. Aberwitzige Gefahren und ungewöhnliche Wendungen garantieren ein kurzweiliges Lesevergnügen.

Ein Getränk und gleichzeitig einen Roman »Liquidator« zu nennen, spricht für den britischen Humor und seine Doppeldeutigkeit, der das »Sahnehäubchen auf einer großen Portion Spannung ist.

Andy Mulligan: Liquidator.
Rowohlt, April 2016.
352 Seiten, Gebundene Ausgabe, 16,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Sabine Bovenkerk-Müller.

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