Joanna Wallace: My Life as a Serial Killer

Zugegeben, so wirklich hat sich mir diese Geschichte nicht erschlossen. Vieles blieb mir unverständlich, vieles war einerseits recht witzig, andererseits aber auch ziemlich morbide. Unterhaltsam ist der Roman aber allemal.

Es geht um Claire, eine junge Frau, die schon mal zum Hammer greift und damit aufräumt unter ihren Mitmenschen. So geschieht es einem Mann, der ihr versehentlich eine falsche Mail schickt, dem Mitarbeiter eines Pflegeheims und etlichen anderen. Wann immer Claire überzeugt ist, dieser Mensch hat den Tod verdient, setzt sie den Gedanken auch sogleich in die Tat um. Da sie dabei durchaus auch mal spontan vorgeht, geschieht, was geschehen muss: Man hat sie beobachtet, sie wird unter Druck gesetzt.

Im Mittelpunkt steht bei der Handlung die Trauergruppe, die Claire aufsucht nach der Beerdigung ihres Vaters. Mit scharfem Blick und spitzer Zunge zerlegt sie in Gedanken alle anderen Teilnehmer der Gruppe und auch die Leiterin der Veranstaltung. Hier zeigt die Autorin dieses makabren Romans ihr Geschick, denn ihre Beobachtungsgabe, die Beschreibungen und die pointierten Kommentare über Aussehen, Agieren und Marotten der Figuren sind wirklich gelungen, man sieht all diese seltsamen Charaktere regelrecht vor sich.

Eine Teilnehmerin sucht hartnäckig Claires Freundschaft, was sich, soviel sei verraten, als recht fatal erweist. Viel mehr über die Handlung darf man in einer Rezension des Romans nicht verraten, um keinen der vielen überraschenden Twists zu spoilern.

Zwischen die aktuelle Handlung eingefügt sind Rückblicke auf Claires Kindheit, die geprägt war von den absurden und brutalen Schikanen ihrer Mutter, vor denen sie ihr Vater nur halbherzig schützte. Dass diese für Claires späteres Serienkillerdasein verantwortlich sein sollen, wird damit impliziert, aber irgendwie nicht wirklich klar. Überhaupt bleibt vieles in der Geschichte unerklärt, Motive erschließen sich nicht immer, die Hintergründe sind wirr, manchmal tun sich Logiklücken auf, über die man großzügig hinweglesen sollte.

Dazu kommen einige Längen, in denen sich die ganze Geschichte etwas im Kreis dreht, Claire sich immer wieder dieselben Fragen stellt, sich Abläufe wiederholen. Hier hätte ein wenig Straffung der Spannung gedient.

Insgesamt eine zwar unterhaltsame, aber auch etwas wirre und ziemlich absurde Story, die man am besten wenig oder gar nicht ernst nimmt.

Joanna Wallace: My Life as a Serial Killer
Piper, Juli 2025
Taschenbuch, 400 Seiten, 17,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Rena Müller.

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