Jenny-Mai Nuyen: Die Töchter von Ilian

Einst wurden vier magische Artefakte geschaffen und an die Völker des Landes verteilt: Ein Becher, um die Vergangenheit zu bewahren. Eine Flöte, um mit Tieren zu sprechen. Ein Spiegel, um sich selbst zu erkennen. Eine Sternenscheibe, um die Zukunft zu sehen. Die Menschen, Zwerge und Elfen verschenkten die Gegenstände untereinander und so nahmen sie in ihrer Macht stetig zu. Doch nun scheinen die magischen Artefakte verschollen. Der Spiegel zerbrach und wurde zum kupfernen Kleid, der Becher wurde lange nicht mehr gesehen. Nur noch Geschichten ragen sich um die vier magischen Gegenstände. Doch sie könnten das Gleichgewicht der Welt wiederherstellen. Walgretas Schicksal, die eigentlich eine Weise Frau werden wollte und deren Lebenstraum nun zerstört scheint, ist untrennbar mit den Artefakten verbunden.

Zugegeben muss man sich in Jenny-Mai Nuyens neuem Roman erstmal zurechtfinden. Sie wählt einen besonderen, etwas umständlichen Schreibstil, der letztlich aber sehr gut zu der Geschichte passt. Es ist genau der richtige Ton für so eine umfassende Handlung mit viel Magie, Liebe und Schicksal. Hinzu kommen die zahlreichen Figuren, die den Einstieg nicht leicht machen. Hier wird jemand vorgestellt, dort erscheint eine neue Person auf der Bildfläche. Bald tummeln sich viele Menschen, Zwerge, Elfen und man weiß kaum mehr, wo oben und unten ist. Aber diese Verwirrung legt sich mit den Seiten und es entfaltet sich eine sehr schöne Geschichte, die tatsächlich Leserinnen von High Fantasy Klassikern wie „Der Herr der Ringe“ oder „Die Nebel von Avalon“ gefallen kann – und das sind wirklich wichtige Titel ihres Genres!

Die komplette Geschichte ist in einen Sagenzusammenhang um die vier Artefakte eingewoben. Sie spielen die mitunter wichtigste Rolle und motivieren fast alle handelnden Figuren zu ihren Taten. Die Geschichte um die Artefakte wird immer mehr ausgeschmückt. Daneben findet sich aber auch eine wirklich schöne Liebesgeschichte und allerhand sonstiger Magie. Jenny-Mai Nuyen entwirft eine faszinierend detailreiche Welt, in der der man sich verlieren kann. Es gibt spannende wie gefühlvolle Szenen, magische Momente, Geheimnisse und allerhand zu entdecken. „Die Töchter von Ilian“ hat mich sogar noch mehr überrascht, als ich es gedacht habe. Der Autorin ist eine tolle, vielseitige Geschichte gelungen, die nicht nur ihren Fans gefallen wird!

Alle Daumen nach oben für dieses bunte und magische Werk!

Jenny-Mai Nuyen: Die Töchter von Ilian.
Fischer TOR, März 2019.
656 Seiten, Taschenbuch, 16,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Janine Gimbel.

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