Bestseller-Autorin Ingrid Noll braucht keine Kommissare in ihren Krimis. Ihre Leichen serviert sie quasi nebenbei, und diejenigen, die sie ins Jenseits befördert haben, sind sympathische Menschen. „Hab und Gier“ heißt der neue Roman der 78-Jährigen.
Natürlich geht es um Habgier und deren Folgen. Wolfram, ein pensionierter, schwer kranker Bibliothekar will die Hälfte seines Vermögens seiner ehemaligen Kollegin Karla vermachen, wenn sie ihn bis zu seinem nahen Tod pflegt. Bringt sie ihn um, wenn er das wünscht, bekommt sie alles. Karla weiht in den ungewöhnlichen Sterbehilfe-Plan die junge Kollegin Judith ein und die einen Jugendfreund. Aus den Bibliothekarinnen wird ein Gangstergespann.
Aber keine Figur ist so, wie sie zunächst scheint. Misstrauen wird zum Mitbewohner in Wolframs feudaler Villa. Am Schluss gibt es dann vier Tote, aber keinen Grund, für einen Kommissar zu ermitteln, sondern eine zufriedene Karla, die mit Hund und Kindern unter einem Dach lebt. Selten ist über Sterbehilfe so humorvoll geschrieben worden. – Ein typischer, sehr lesenswerter Noll-Krimi.
Ingrid Noll: Hab und Gier.
Diogenes, Januar 2014.
256 Seiten, Gebundene Ausgabe, 21,90 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Julia Gaß.