Ilona Andrews: Stadt der Finsternis 09: Ein neuer Morgen

ilonaWillkommen in Atlanta, Georgia, der Südstaatenmetropole, von der es einst hieß, dass man hier, und nur hier, den Süden in seiner ursprünglichen Form kennen- und lieben lernen könne. Seitdem vor einigen Jahrzehnten die Magie die Welt zurückerobert hat, ist alles ein wenig, nein viel anders geworden, als vorher. In der Technikphase funktionieren Motoren, Elektronik und moderne Geräte noch, sobald die Magiewelle die Welt überrollt, ist man auf Tiere als Fortbewegungsmittel und auf Hieb- und Stichwaffen zur Verteidigung angewiesen.

Kate Daniels hat sich dieser Welt bestens angepasst. Ihr Ziehvater lehrte sie zu kämpfen und zu überleben – und hat aus ihr nicht nur eine fast unschlagbare Schwertkämpferin, sondern auch eine Frau geformt, die ihre Kräfte überlegt einzusetzen weiß. Seitdem sie, um ihren unsterblichen, gottähnlichen Vater davon abzuhalten Atlanta als ihr Reich beansprucht hat, hat die Frau, die einst als Rudelführerin der Werwesen fungierte noch mehr Probleme am Hals.

Werwesen ? – ja ich vergaß, dass mit dem Wandel auch die Werwesen, Vampire, Hexer und Magier sowie Ghoule ihr Comeback hatten – gerüchteweise hat man auch schon einen Drachen gesehen.

Als ein Rudel Ghoule von Außerhalb die Stadt heimsuchen, ahnen Kate und ihr Verlobter, der ehemalige Meister der Bestien nicht, dass dies erst der Auftakt zu einem Kampf auf Leben und Tod ist. Schnell wird deutlich, dass unsere mutigen Kämpfer nicht nur gegen Ghoule antreten – ein Dschinn sucht Atlanta heim und gegen dessen Kräfte ist scheinbar kein Kraut gewachsen. Zumal er sich einen der Freunde Kates gekidnappt hat – ein Fehler, denn wenn man kate kennt weiß man, dass sie so etwas so richtig sauer macht – und dann Gnade Gott dem Schuldigen …

Urban Fantasy war einmal einer der Umsatzbringer der Verlage. Mit Serien wie Carlaine Harris´ „True Blood“(dtv) oder Kim Harrisons „Rachel Morgan“ Reihe (Heyne) besetzten entsprechende Bücher die internationalen Bestsellerlisten.

Nach dem Abschluss der beiden oben genannten Reihen und dem Abkühlen des entsprechenden Hypes hat sich das Angebot deutlich reduziert. Übrig geblieben sind fast nur noch die Zyklen, die dem Leser etwas wirklich Besonderes offerieren. Sei es Jim Butchers „Harry Dresden“, Greens „Shaman Bond) (beide Uhrwerk Verlag), Patricia Higgs „Merci Thompson“ (Heyne) oder Larry Correias Monster-Reihe (Lübbe) – die überlebenden Serien sind endlich.

Eine der besten Reihen habe ich in dieser Aufzählung bislang unterschlagen. Ilona Andrews „Stadt der Finsternis“ hat sich in den letzten Jahren vom Geheimtipp zum Bestseller gemausert. Nach dem doch etwas überraschenden Verkauf des Lyx Imprints von Egmont an Lübbe hat der Zyklus dort eine neue verlegerische Heimat gefunden. Zunächst bleibt auch äußerlich alles beim Alten. Der gewohnte Lyx Schriftzug prangt auf dem Backcover, auch äußerlich hat sich an der Klappbroschur im Paperbackformat nichts geändert. Wie immer von Bernhard Kempen, einem der versiertesten Übersetzer unseres Landes, vorzüglich ins Deutsche übertragen, erwartet den Leser im Inneren des Bandes eine in sich folgerichtige Fortschreibung der bekannte Handlung.

Und dies heißt in aller erster Linie Kampf. Natürlich sind uns die handelnden Figuren mittlerweile geläufig, haben die Autoren – hinter dem Pseudonym Ilona Andrews verbirgt sich das Autorenehepaar Gordon – ihre Gestalten über die Jahre und Romane hin umfassend und vielschichtig gezeichnet. So sind hier Überraschungen im Hinblick auf die Motivation und die Charakterzeichnung Mangelware, auf der anderen Seite kennen wir einfach unsere Handlungsträger, wissen wie sie ticken, was sie reizt und wie sie reagieren werden. Entsprechend folgerichtig geht es dann auch im Plot voran – wehe wenn man Kate reizt, wenn man ihre Freunde bedroht, sie mit Unfähigkeit oder schlimmer noch mittels Pflichtvergessenheit ausbremst, dann wird sie zur Furie. Für ihre Freunde tut sie alles, geht selbst in die aussichtslosesten Kämpfe – und gewinnt diese, allen Wahrscheinlichkeiten zum Trotz.

Vorliegend aber muss sie, und mit ihr der Leser, zunächst einmal den großen Aggressor finden. Dabei fahren die Andrews auf, was in der bisherigen Handlung gut und teuer war. Das Volk, wie die Vampire hier heißen spielt ebenso mit wie die Werwesen, selbst Kates semi-göttlicher Vater macht wieder von sich reden. Alles ordnet sich dann im großen Finale letztlich aber wieder dem Kampf der unterlegenen Kate-Abteilung gegen die Bedrohung unter.

Hier nimmt die ohnehin schon rasante Handlung noch einmal mehr Anlauf, packt den Leser und reißt diesen mit in eine wahre Tour de Force der Action. Dass die Gestalten dabei nach wie vor in sich selbst überzeugend agieren, dass die Handlung nachvollziehbar bleibt ist eines der Geheimnisse des andauernden Erfolgs der Reihe, deren Ende glücklicherweise noch nicht ins Sicht ist.

Hoffen wird, dass Andrews auch bei Lübbe eine weitere Heimat finden wird – verdient hätte es die Serie allemal.

Ilona Andrews: Stadt der Finsternis 09: Ein neuer Morgen.
LYX, Juli 2016.
448 Seiten, Taschenbuch, 12,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Carsten Kuhr.

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