Emily J. Taylor: Hotel Magnifique: Eine magische Reise

Einst, als ihre Mutter noch lebte, war ihre Welt auf einer der kleinen, dem Festland vorgelagerten Inseln, noch in Ordnung. Die Rede ist von den Schwestern, der 17- jährigen Jani und ihrer kleinen Schwester Zosa. Nach ihrer Flucht aufs Festland schuftet Jani in der Küstenstadt Durc jeden Tag in einer Gerberei, um den gemeinsamen Lebensunterhalt zu sichern – als sich unverhofft eine Tür öffnet.

In unregelmäßigen Abständen taucht das legendäre Hotel Magnifique für einen Tag in der Stadt auf. Zutritt hat nur, wer sich die horrenden Preise für eine Woche Aufenthalt leisten kann und die dienstbaren Geister – Zimmermädchen, Künstler, Köche.

Dass Zosa über eine wunderschöne Stimme verfügt, soll den Schwestern die Türen des Hotels und damit zu einer gemeinsamen Zukunft öffnen. Denn das Hotel zahlt nicht nur sehr gut – es ist auch der Hort der Magie.

Nur dem Portier Bel ist es zu verdanken, dass auch Jani ihrer Schwester durch die Tür des Hotels folgen darf. Irgendwie scheint der Magier, der für die Versetzung des Hotels an seine jeweiligen Aufenthaltsorte verantwortlich ist, einen Narren an ihr gefressen zu haben. Und dies, obwohl sie ihm gehörig ihre Meinung geigt. Als Zosa plötzlich spurlos verschwindet, ist der magisch begabte Portier der Einzige, der Jani bei ihrer Suche nach ihrer Schwester und bei der Aufdeckung der Geheimnisse des Hoteliers unterstützen kann. Doch wird sie auf ihn bauen können – und mehr noch wird sie die Geheimnisse, die sie aufdeckt, überleben?

Was ist das für ein Buch, das der Heyne Verlag mit einer so noch nie gesehenen Ausstattung adelt?

Wunderschönes Cover

Wunderbar passender Rundum-Farbschnitt, ein Cover, das das Interesse des Käufers weckt, ein Inhalt, der leise, aber beileibe nicht undramatisch daherkommt.

Taylor erzählt, behutsam fast, eine zauberhafte Geschichte. Eine Erzählung, in der die Figuren und der Zauber eines unerklärlichen Ortes im Zentrum stehen, in der gelitten, sich geängstigt und geforscht wird. Dass unsere mutige Erzählerin, die uns schnell, ob ihrer impulsiven, gleichzeitig aber mutig und integren Art ans Herz wächst, selbst offensichtlich keine Magie, kein besonderes Talent ihr Eigen nennt – sieht man einmal von ihrer unermesslichen Neugier ab – macht sie zur idealen Protagonistin. Durch ihre wissbegierig, gleichzeitig verzauberten Augen erkunden wir das Hotel, stoßen schnell auf jede Menge Geheimnisse, auf Neid, Missgunst und Habgier. Gerade weil sie sich wenig gefallen lässt, mutig ihren Weg sucht und fest zu ihrer Schwester steht, bewundern wir das Mädchen vom Lande mit ihren Träumen.

Als sie dann tiefer in die Geheimnisse der Hotels und dessen Leitung eindringt, wird ihr Leben noch interessanter – erfährt sie doch Geheimnisse, die die Leitung des Hotels mit aller Macht zu schützen und zu wahren sucht. Auf ihrem Weg erfährt sie tragische Geschichten, gerät immer wieder in Gefahr, wird verzaubert – nun, man versucht es zumindest – und, ja, bei all dem Trubel, den Gefahren regt sich auch noch etwas in ihrer Brust, das sie bislang nicht kennenlernen durfte. Die sich anbahnende Lovestory nimmt dabei erfreulich wenig Raum ein, bleibt stimmig in die Handlung verflochtenes Beiwerk.

Insgesamt ein Roman, der auf anrührende, leise Art unterhält, der deswegen aber nicht wenige spannend ist, als andere Fantasy-Werke. Die sich entwickelnden Figuren, die ganz eigene Geschichte um eine zauberhafte Magie und die unterschiedlichen Charaktere prägen den Roman und machen die Lektüre zu einer packenden Entdeckungsreise.

Emily J. Taylor: Hotel Magnifique – Eine magische Reise
aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Bettina Spangler
Heyne, Juli 2023
509 Seiten, gebundene Ausgabe, 22,00 Euro

Diese Rezension wurde verfasst von Carsten Kuhr.

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