Dani Atkins: Wohin der Himmel uns führt

Wer die Bücher von Dani Atkins liest, weiß, was sie erwartet. Wer die Bücher von Dani Atkins liest, weiß, dass sie Taschentücher brauchen wird und dass es rührselig zugehen wird. So auch in diesem neuen Roman, in dem sich die Autorin ein wirklich heikles Thema vorgenommen hat.

Die Geschichte wird erzählt aus den Perspektiven der beiden jungen Frauen Izzy und Beth. Beth hat vor einigen Jahren ihren geliebten Mann Tim durch Krebs verloren. Bevor er starb haben sie drei Embryonen kryokonserviert, damit sie auch dann Kinder bekommen könnten, falls er durch die Krebsbehandlung unfruchtbar würde. Zwei Versuche sind bisher fehlgeschlagen, als Beth nun den Entschluss fasst, den dritten verbliebenen Embryo austragen zu wollen.

Izzy, deren Mann Pete vor kurzem ausgezogen ist, weil es in ihrer Ehe kriselt, ist eine überbesorgte Mutter und behütet den 8-jährigen Sohn Noah wie ihren Augapfel. Auch Izzy und Pete hatten Embryos eingefroren, aus einem von ihnen ist Noah entstanden.

Als Beth in der entsprechenden Klinik vorstellig wird, entdeckt man dort einen schweren, vor Jahren geschehenen Fehler: Die Embryos waren vertauscht worden, und Beths Kind war von Izzy ausgetragen worden. Es wuchs seit 8 Jahren bei Izzy und Pete als deren Sohn heran.

Beth beschließt, um ihr Kind zu kämpfen. Sie will nicht nur eine Entschädigung von der Klinik, sondern vor allem Umgangsrecht mit ihrem Sohn, wenn nicht sogar das alleinige Sorgerecht.

Abwechselnd erleben wir die Gefühle und Sorgen, die Ängste und die Kämpfe von Beth und Izzy. Vor allem Izzy, die nichts auf der Welt so liebt wie ihr Kind, zerbricht beinahe an der Vorstellung, ihren Sohn zu verlieren. Darüber hinaus ist Noah auch ein etwas kränkliches Kind mit einigen heftigen Allergien.

Das Thema ist ein absolut schwieriges und ich glaube, niemand wünscht sich, eine solche Situation zu erleben. Oder als Richter hier eine Entscheidung treffen zu müssen. Solche Themen sind es, die die Romane von Dani Atkins so interessant und spannend machen.

Darüber hinaus sind ihre Romane stets tränenreiche Pageturner, die Protagonistinnen meist tapfere Frauen, die vom Schicksal arg gebeutelt werden. Das ist auch hier der Fall und wie immer gelingt es der Autorin, ihre Leserinnen die Emotionen der Figuren hautnah miterleben zu lassen.

Beth allerdings wirkt auf mich zu rational, auch wenn sie leidet und trauert, wirken ihre Dialoge und Selbstgespräche seltsam, als wäre sie von sich selbst distanziert. Zwar ist es logisch und wünschenswert, dass die beiden Frauen unterschiedlich dargestellt werden und daher auch der Ton der jeweiligen, immer in der Ich-Form erzählten Kapitel, sich unterscheidet. Hier ist das jedoch so stark der Fall, dass es wirkt, als hätten zwei verschiedene Autorinnen an dem Buch geschrieben. Vielleicht hat es ja etwas damit zu tun, dass der Roman von zwei Übersetzerinnen, Simone Jakob und Anne-Marie Wachs, aus dem Englischen übertragen wurde.

Etwas enttäuscht war ich auch von der Abhängigkeit beider Protagonistinnen von den Männern an ihren Seiten. Izzy klammert sich an ihren Mann Pete und Beth findet Halt und Hilfe bei einem Mann, den sie auf dem Friedhof kennenlernt und der ebenfalls verwitwet ist. Und schließlich ist die Handlung leider ziemlich vorhersehbar, so dass wirkliche Überraschungen ausbleiben.

Trotzdem bin und bleibe ich ein großer Fan von Dani Atkins. Daran ändert auch dieser Schmöker nichts, den ich natürlich genauso verschlungen habe wie die anderen Bücher dieser Autorin, selbst wenn er mich nicht gänzlich überzeugen konnte.

Dani Atkins: Wohin der Himmel uns führt.
Knaur, September 2020.
432 Seiten, Taschenbuch, 10,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Renate Müller.

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