Christopher Nuttall: Die Bibliothek der Schwarzen Magie 01: Die Wissende

bibElaine wuchs in einem der Waisenhäuser der Goldenen Stadt auf. Als Findelkind mit einem geringen magischen Talent war sie Zeit ihres Lebens den fiesen Nachstellungen ihrer talentierteren Leidensgenossinnen ausgesetzt und wusste doch immer, dass sie es mit den angehenden Magierinnen nie würde aufnehmen können.

Nach Abschluss ihrer Ausbildung begann sie in der großen Bibliothek der magischen Bücher zu arbeiten, konnte sich mit Ach und Krach gemeinsam mit ihrer lebenslustigen Werwolf-Freundin ein einfaches Zimmer in einer der ärmeren Viertel der Metropole leisten.
Kurz bevor der Erzmagier, der weit über 30 Lenze die Herrschaft über das Reich weise und gerecht ausgeübt hat, das Zeitliche segnet, geschieht etwas Unerhörtes.

Bei der Sichtung einer neuen Lieferung für die Bibliothek fällt ihr ein verzaubertes Buch in die Hände. Ein Fluch wird ausgelöst und plötzlich hat sie, die unbegabte Zauberin, sämtliche in der Bibliothek gesammelten Zaubersprüche, ganz gleich ob profan oder höchst geheim und verwerflich, in ihrem Kopf.

Und damit wird sie zum Ziel und Opfer all derer, die dem verblichen Erzmagier nachfolgen wollen. Mit ihr als mehr oder minder willigen Quelle, auf deren Schicksal natürlich keine Rücksicht genommen würde, könnten sich die Anwärter mühelos auf den vakanten Stuhl des Herrschers katapultieren. Doch noch haben Elaines Freundin und die Inquestoren die Möglichkeit, die Pläne zu vereiteln – und auch Elaine selbst mischt tatkräftig bei der Gestaltung ihrer Zukunft mit …

Vorliegender Roman – bislang hat der Autor einen zweiten Band angekündigt – erschien in Großbritannien in einem kleinen Verlag und fand doch seinen Weg über den Kanal in deutsche Buchhandlungen.
Warum dies so ist dürfte dem Leser nach den ersten Kapiteln klar sein. Nuttall erfindet zwar das Rad nicht neu, doch sein Plot liest sich sehr angenehm, durchaus spannend und flüssig durch.

Ein wenig war ich von der Anlage her an die Bestseller aus der Feder Trudi Canavans erinnert – hier wie dort stellt der Verfasser eine junge, zauberkräftige Frau in den Mittelpunkt der Handlung, die ihren Platz im Leben noch sucht. Zunächst unsicher, gehemmt, ja ausgegrenzt entwickeln sich die Protagonisten dann im Verlauf der Handlung zu selbstständigen, mutigen Frauen. Das nimmt die Leser(-innen) an die Hand, bietet viele aus der eigenen Historie bekannte Einblicke in die Gefühlswelt der Heldin und schafft so Nähe.

Man folgt Elaine gerne ins Abenteuer, auch, weil die beschriebene Welt sehr bekannt erscheint. Es gibt die große Metropole, in der sich die Mächtigen sammeln und, einander misstrauisch beäugend, nach Macht suchen, in der die Armen und Geknechteten ihr mühsames Dasein fristen. Finstere Verschwörer, fiese Magier, gute Freunde und eine rätselhafte Abstammung inklusive der Jugend im Waisenhaus haben wir schön öfters gelesen, doch die Mischung in diesem Roman ist geschickt ausgewogen und bietet genügend Eigenheiten um den Leser nach wie vor zu faszinieren. So ist die Spannungskurve gespannt, liest sich der Text packend, wenn gleich ohne große Überraschungen, und wird der Leser gut unterhalten.

Christopher Nuttall: Die Bibliothek der Schwarzen Magie 01: Die Wissende.
Blanvalet, Dezember 2014.
480 Seiten, Taschenbuch, 9,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Carsten Kuhr.

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