Elegante Londoner Abendgesellschaften, politische Debatten und anderer Schattenjäger um sich herum – das alles ist Cordelia Carstairs nicht gewöhnt. Bisher lebte sie eher zurückgezogen mit ihrer Familie, doch nun, wo ihr Vater als Angeklagter vor Gericht steht, ist es ihre größte Aufgabe, den guten Ruf ihrer Familie wieder herzustellen.
Am Anfang des 20. Jahrhunderts tauchen nur wenige Dämonen in London auf. Persönliche Probleme beschäftigen die Schattenjäger mehr als der Kampf gegen das Böse – zumindest James Herondale hat mehr als genug davon. Als Kind einer Hexe und eines Schattenjägers verfügen sowohl er als auch seine Schwester über Fähigkeiten, die sie vor der Welt geheim halten müssen, um nicht Spott oder sogar Hass auf sich zu ziehen. Außerdem ist er unglücklich an seine Kindheitsliebe Grace gebunden, die eine Beziehung mit ihm abweist. Als Grace plötzlich in London auftaucht und es kurz darauf zu einem unerwarteten wie verheerenden Dämonenangriff kommt, beginnen James und Cordelia zu begreifen, dass die Abwesenheit der Dämonen nur die Ruhe vor dem Sturm gewesen sein könnte. Die Dämonen scheinen unbesiegbar, verletzte Schattenjäger erliegen einer unbekannten Krankheit – die Situation entwickelt sich so dramatisch, dass London unter Quarantäne gestellt wird, um die Ausbreitung der Dämonen zu verhindern.
Persönliche Probleme müssen hinten angestellt werden, doch das ist gar nicht so leicht. Cordelia kämpft innerlich gegen die Liebe zu ihrem Kindheitsfreund James, dieser muss mit ansehen, wie Grace sich mit einem anderen verlobt. Die beiden müssen erfahren, dass das Leben als Held mit großen Opfern verbunden ist.
Wie immer sind es die individuellen und unglaublich charakterstarken Figuren, die das Buch von Cassandra Clare einzigartig machen. Auch nach so vielen Büchern mit so vielen Seiten, die sie schon geschrieben hat, kommen immer noch neue Charaktere hinzu, die den Leser berühren, ihn amüsieren oder ihm einfach die Gelegenheit geben, sich zu identifizieren. Lucy, die kleine Schriftstellerin, die alles erlebte in ihren Geschichten verarbeitet und deren Freunde oft schon genug davon haben, als Probeleser zu fungieren; Anna, die junge Frau, die sich allen Konventionen ihrer Zeit entzieht, Männerkleidung trägt und reihenweise Frauen das Herz bricht; Matthew, ein glühender Verehrer von Oscar Wilde, der ein düsteres Geheimnis mit sich trägt, dessen Ursprung seine Freunde nicht einmal erahnen können – die Liste kann ewig weitergeführt werden. Die ebenso starken wie tragischen Figuren machen auch dieses Buch von Cassandra Clare wieder zu einem Leseerlebnis, von dem alle Fans begeistert sein werden.
Cassandra Clare stellt unsere Gesellschaft genauso bunt und vielseitig dar, wie sie ist, deshalb wird wirklich jeder sich in diesem Buch widerfinden.
Vorkenntnisse sind zum Lesen dieses Buches nicht unbedingt nötig, können aber im Bezug auf Verwandtschaftsverhältnisse und andere Zusammenhänge hilfreich sein, deshalb ist es eher Lesern zu empfehlen, die bereits mit der Welt der Schattenjäger vertraut sind.
Das Buch zieht den Leser in eine andere Welt und ist damit vom Inhalt bis zum Cover der richtige Roman für einen verregneten Herbsttag.
Cassandra Clare: Chain of Gold: Die Letzten Stunden 1.
Goldmann, August 2020.
704 Seiten, Gebundene Ausgabe, 20,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Isabella M. Banger.
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