Wenn man entscheidende Daten der Weltgeschichte, wie ZB. den 8. Mai, den 6. August, den 11.September, den 9. November, etc. auf der einen Seite sieht – und auf der anderen Seite alles auf das entscheidende persönliche Datum eines Einzelschicksals herunter bricht, dann ist in diesem Fall der 9. April 2018 für Hartmut Trössner der Weltuntergang. Trössner, ein „everybodys darling“ der Ökoszene, der trotz familiärem Durcheinander doch noch Erbe eines Windkraftimperiums wird. Darüber hinaus hat Trössner eine bekannte Seriendarstellerin zur Frau – und einen Sohn mit ihr, aber er verliert an diesem besagten Datum alles: Frau, Sohn, Haus, sein milliardenschweres Windkraftunternehmen…alles. Ein beispielloses Beispiel von Murphys Gesetz. Trössner versinkt in sich selbst, verrottet innerlich, keine Therapie, kein Gespräch kommt monatelang in der Klinik an ihn heran, man kann das posttraumatische Depression nenne, aber irgendwie ist das noch schlimmer. Das wir das alles wissen, verdanken wir einer Art Schutzengel, oder seinem alten Ego, welches in ihm überlebt und der ihn tatsächlich auf seiner „Widergeburt“ begleitet. Und der als Ich – Erzähler die ganze Handlung erzählt. Langsam kommt also Hartmut Trössner zu sich selbst zurück. Und hat zum Ende dieses heißen Sommers einen Plan.
Ihm zu Hilfe kommt eine junge Frau, die aber bis zum Ende eine nicht genau definierte Rolle hat. Mit ihr fährt er nach Berlin. Es wird lange nicht klar, was er eigentlich dort will, aber durch seinen entstofflichten Erzähler wird seine persönliche Geschichte immer erfahrbarer. Es ist eine Story mitten aus der deutschen Gesellschaft, die im Zeitalter des „Post-Neoliberalismus“ in der Welt ihren Platz sucht, der aber so fragil ist, wie die Welt selbst. Es kann jeden treffen – und das ist allen irgendwie klar. So sieht jeder zu wie er zu Recht kommt und Trössner, der Arme, hatte Pech. Doch damit findet er sich nicht ab und es kommt zu einem showdown im Berliner Finanzministerium – aber der bleibt ebenso mysteriös, wie die „Rache“ (?) oder der Plan davon, selbst. Zwiespältig ist der Roman – auf jeden Fall aber gut zu lesen. Sollte sich jeder seinen eigenen Reim drauf machen. Man erfährt viel – auf der zweiten Ebene des Buches – über wirtschaftliche Zusammenhänge und Drohkulissen. Und schmunzelt öfter über die treffende Beschreibung der Anti AKW Demos und alternativer bis esoterischer Weltanschauungen in den Achtzigern.
Burkhard Spinnen: Rückwind.
Schöffling, Juli 2019.
400 Seiten, Gebundene Ausgabe, 24,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Fred Ape.