Blake Gopnik: Warhol: Ein Leben als Kunst

Andy Warhol ist nicht nur der bekannteste Künstler der Pop-Art, er hat sie außerdem auf seine ganz eigene, revolutionäre Art erschaffen. Seine Bilder von Suppendosen und Marilyn Monroe sind richtungsweisend für einen ganzen Kunststil, ob man sie nun mag oder nicht: Jeder kennt sie oder hat sie unbewusst schon einmal gesehen. Doch wie wurde Andy Warhol zu der Legende, die bis über seinen Tod hinaus in unserer heutigen Zeit weiterlebt und noch immer die Kunstszene beeinflusst?

Blake Gopnik hat in der Biografie „Warhol: Ein Leben als Kunst“ auf beeindruckende Weise unzählige Informationen über den Künstler vereint und sie in seinem Text zu einer fesselnden Geschichte vereint. Die Äußerungen unzähliger Freunde, Bekannter und Verwandter ergänzen das chronologische Bild, das der Autor von dem Künstler gibt.

Blake Gopnik hat es geschafft, eine Biografie zu dem spannendsten Buch zu machen, das ich seit langem gelesen habe. Ob die Vorgeschichte Warhols Familie, sein Verhalten als Kind oder die Erschaffung seiner Kunst beschrieben wird – jedes Wort ist fesselnd und vermittelt ein so umfassendes Bild von dem Künstler, dass man nicht nur glaubt, ihn selbst gekannt zu haben, sondern auch jeden Schritt seines Lebens mit ihm gegangen zu sein.

Gerade durch scheinbar unwichtige Informationen, die nichts direkt mit dem chronologischen Lebenslauf Warhols zu tun haben, wird das Buch lebendig; der Leser begleitet den Künstler von dem kleinen Jungen, der nicht Fußball spielt, sondern lieber Blumen und Schmetterlinge malt zu der allseits bekannten, schillernden Persönlichkeit, die die Kunst revolutionierte.

Nach dem ersten Satz: „Das erste Mal starb Andy Warhol am 3. Juni 1968 um 16.51 Uhr“ (S.15) ist es um den Leser geschehen – er wird in die Lebensgeschichte Warhols hineingezogen und kann das Buch nicht mehr aus der Hand legen.

Die Übersetzung aus dem Amerikanischen ist großartig gelungen, die komplizierten Satzstrukturen und Redewendungen wirken an keiner Stelle wie übersetzt, sondern wie original geschrieben.

Auch Menschen, die Biografien nicht zu ihrem üblichen Lesegenre zählen, sollten diesem Buch eine Chance geben. Es ist spannend, lustig und berührend zugleich, es fesselt mit jeder Seite und erschafft ein unglaubliches Bild von Andy Warhol, dem Künstler, der es schaffte, die Linie zwischen Kunst und Leben verschwinden zu lassen, sodass er selbst zu Kunst wurde.

Blake Gopnik: Warhol: Ein Leben als Kunst.
C. Bertelsmann, November 2020.
1232 Seiten, Gebundene Ausgabe, 48,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Isabella M. Banger.

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