Ann Grangers Roman „Der tote Antiquar von Limehouse“ ist der neunte Band der beliebten Krimireihe rund um Inspector Benjamin Ross und seine Frau Lizzie. Die Geschichte spielt im viktorianischen London des Jahres 1871 und dreht sich um den mysteriösen Mord an Jacob Jacobus, einem zwielichtigen Antiquar, sowie den Diebstahl eines wertvollen Diamanthalsbandes.
Ein atmosphärischer Krimi im viktorianischen Setting
Die Handlung beginnt mit der Entdeckung der Leiche von Jacob Jacobus in seiner Wohnung in Limehouse, einem belebten Stadtteil Londons. Inspector Ross und Lizzie übernehmen die Ermittlungen und tauchen tief in ein Netz aus Familiengeheimnissen und Intrigen ein. Fans viktorianischer Krimis kommen hier auf ihre Kosten, da typische Elemente wie Kutschfahrten, Teegesellschaften und die altenglische Zurückhaltung eine zentrale Rolle spielen.
Das Cover des Romans ist düster und atmosphärisch gestaltet, während der Klappentext einen spannenden Thriller verspricht. Doch anders als erwartet entpuppt sich die Geschichte als ein klassisch erzählter Whodunit-Krimi, der auf Action weitgehend verzichtet.
Langatmige Erzählweise und eindimensionale Figuren
Trotz des vielversprechenden Settings wird die Spannung durch langatmige Dialoge und zahlreiche Teegespräche gebremst. Die Handlung verläuft gemächlich, und der Lesefluss wird durch die konservative Erzählweise beeinträchtigt. Kürzungen hätten dem Roman gutgetan, um die Geschichte dynamischer zu gestalten.
Ein weiterer Kritikpunkt ist die begrenzte Tiefe der Hauptfiguren. Inspector Benjamin Ross und seine Frau Lizzie wirken oft oberflächlich, was es dem Leser erschwert, eine emotionale Bindung zu ihnen aufzubauen.
Für wen eignet sich „Der tote Antiquar von Limehouse“?
Dieser Roman richtet sich vor allem an Fans von Cozy Crime, einem Genre, das weniger auf Action und mehr auf Rätselspaß setzt. Liebhaber des viktorianischen Settings, die Teegesellschaften, Kutschfahrten und familiengeheimnisreiche Ermittlungen schätzen, werden hier fündig. Wer jedoch einen packenden Thriller erwartet, könnte enttäuscht sein.
Fazit: Solider Whodunit, aber ohne große Höhen
„Der tote Antiquar von Limehouse“ ist ein solider Krimi, der durch sein historisches Setting punktet. Allerdings fehlt es der Geschichte an Tempo und emotionaler Tiefe, um wirklich zu fesseln. Leser, die sich an einer ruhigen Erzählweise und klassischen Krimi-Elementen erfreuen, könnten dennoch Gefallen an diesem Buch finden.
Ann Granger: Der tote Antiquar von Limehouse
Übersetzt aus dem Englischen von Axel Franken
Lübbe, Dezember 2024
320 Seiten, gebundene Ausgabe, 22 Euro
Diese Rezension wurde verfasst von Andreas Schröter.