Andy Weir: Der Astronaut

Als Ryland Grace aufwacht, weiß er nicht, wo er ist und auch nicht wer er ist. Er hat sein Gedächtnis verloren und ist allein. Mit ihm im Raum befinden sich zwei Leichen…

Was wie der Anfang eines Krimis klingt, ist die Ausgangssituation, aus der der Protagonist des neuesten Romans von Andy Weir („Der Marsianer“) allmählich herausfinden muss. Stück für Stück gelingt ihm das auch. Erinnerungen blitzen auf, die ihn schließlich zu dem Schluss kommen lassen, dass er sich in einem Raumschiff befindet und in einer Mission unterwegs ist, die nichts Geringerem dient, als die Erde zu retten.

Ein Mann allein im Weltraum. Da kommen sofort Erinnerungen an das Setting von Weirs Mars-Erfolgsroman auf. Trotz gewisser Ähnlichkeiten ist die Story von „Der Astronaut“ aber völlig anders: Die Sonne verliert durch ein zunächst unerklärliches Phänomen an Leuchtkraft. Der Erde droht innerhalb weniger Jahre eine Abkühlung um 15 °C und mehr, was gigantische Katastrophen zur Folge haben wird. Und Ryland Grace ist der auserkorene Retter.

Das Buch entwickelt sich schnell zu einem echten Pageturner. Grace ist sympathisch und hat immer wieder gute Ideen, die ihn weiterbringen. Unterhaltsam ist auch der insgesamt für Grace wenig hilfreiche Bordcomputer, der ihn mit Fragen (‚Was ist 2 x 2?‘) löchert, ihm den Zugang zur Brücke erst gewährt, als Grace sich an seinen Namen erinnert, sich aber keinerlei Information über die Mission oder auch nur eine Bedienungsanleitung für das Raumschiff entlocken lässt.

Weir bietet eine spannende und immer wieder überraschende Geschichte. Dennoch sollte man die Erwartungen nicht zu hochstecken. So ideenreich der Held mit seiner Situation umgeht, es fehlt doch weitgehend eine emotionale Reaktion. Dass er mit zwei Toten in einem Raumschiff fern der Erde unterwegs ist, berührt ihn offenbar wenig. Er schüttelt sich kurz und macht sich daran, ein Problem nach dem anderen zu lösen.

Auch die Reaktion der Staaten der Erde auf die Bedrohung durch die abkühlende Sonne ist verblüffend. Man einigt sich in Windeseile darauf, alle Kompetenzen in die Hand einer einzigen Person zu legen, die damit eine Art Allmachtstellung erhält und weltweit beliebig auf Ressourcen zugreifen kann. Das mag in einer solchen Lage sinnvoll sein, ist aber doch eher unrealistisch.

Dem Lesegenuss schadet das freilich nicht, wenn man sich darauf einlässt und es einfach hinnimmt. Die Handlung dreht sich schließlich um die Mission, die Ryland Grace zu erfüllen hat. Ob ihm das gelingt und welche Überraschungen er dabei erlebt, wird hier natürlich nicht verraten. Da empfehle ich dann doch, das Buch zu lesen. Denn ein unterhaltsamer und spannender Science-Fiction Roman ist es ohne Frage.

Andy Weir: Der Astronaut.
Aus dem Englischen übersetzt von Jürgen Langowski.
Heyne, Mai 2021.
560 Seiten, Taschenbuch, 16,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Christian Rautmann.

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Ein Kommentar zu “Andy Weir: Der Astronaut

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