Andrea Camilleri: Die Verlockung

verZwischen seinen Montalbano-Krimis schreibt der italienische Bestseller-Autor Andrea Camilleri immer wieder Romane, in denen der Leser der Kommissar ist. Gerade ist der Krimi „Die Verlockung“ in deutscher Übersetzung erschienen. Es ist ein brillant erzähltes Buch des 90-jährigen Sizilianers.
Der Finanzbeamte Mauro Assante freut sich auf ein paar Tage Ruhe zu Hause, während seine Frau und sein Sohn Urlaub machen. Aber diese Zeit wird zu einer Tortur, weil eine Bank, über die Assante gerade einen Bericht anfertigt, einen perfiden Plan entwickelt hat, mit dem sie den Wirtschaftsprüfer aus dem Gefecht ziehen will.
Mauros Auto wird gestohlen, Paparazzi lauern ihm auf, als er mit Carla, einer Dame aus einem Begleitservice, im Biergarten sitzt. Dann versucht ein falscher Polizist in seine Wohnung einzudringen, ein Fremder sorgt dafür, dass er als Brieftaschen-Dieb in einem Bus verhaftet wird, und Mauros Ehefrau bekommt im Urlaub anonyme Briefe.
Camilleri erzählt die Verkettung dubioser Ereignisse spannend, als Leser ahnt man, dass die schöne Carla nicht so unschuldig ist, wie sie scheint. Doch dann fahren die Hintermänner der Bank schwerere Geschütze auf, schaden dem Finanzbeamten beruflich und bringen ihn in Lebensgefahr. Aber Mauro rächt sich auf seine Weise. Und so lässt Camilleri die Leser und seinen Helden im Epilog verschmitzt und mit einem Lächeln zurück.
Ein typischer Mafia-Roman ist dieses Buch, in dem ein moralisch integrer Mann Opfer von skrupelloser Habgier wird. Vielleicht hat Camilleri seinen Helden eine Spur zu naiv, leichtsinnig und gutgläubig dargestellt. Die Frauen sind – wie meist in den Roman des Italieners – die raffinierteren Figuren.
Aber hochspannend und in der gewohnt schönen Camilleri-Sprache geschrieben ist dieser tolle Krimi.

Andrea Camilleri: Die Verlockung.
Verlag Nagel & Kimche, Juli 2016.
160 Seiten, Gebundene Ausgabe, 18,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Julia Gaß.

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