Nicht nur als tollen Pianisten, auch als klugen Autoren und Referenten über Musik, hat das Publikum Alfred Brendel kennen gelernt. Sein neues Buch „Wunderglaube und Misstonleiter“ fällt ein bisschen aus dem Rahmen, ist ein Mosaik aus Selbstbetrachtungen, Porträts von zwei Pianistinnen, die keiner mehr kennt, Gedanken von Jean Paul und Reflexionen über Beethoven, Schubert und Mozart. Auch Überlegungen zu Spielgewohnheiten gibt es – in erster Linie für Pianisten.
Ein Viertel des schmalen Bandes widmet der 83-Jährige seiner umfangreichen Diskografie. Anfangs ist noch interessant, wenn er erzählt, dass Prokofjews fünftes Klavierkonzert das erste Werk war, das er eingespielt hat und wie er später alle von Beethoven aufnahm. Viele andere Details verleiten aber zum schnellen Überblättern. An die Pianistinnen Katja Andy und Joyce Hatto erinnert sich Brendel; lieber hätte man etwas über seine bekannteren Kollegen erfahren. Und über Klaviermusik aus Sicht des Pianisten lieber mehr als über Schubert Kammermusik.
Alfred Brendel: Wunderglaube und Mißtonleiter.
Hanser, Juli 2014.
128 Seiten, Gebundene Ausgabe, 15,90 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Julia Gaß.