Alex Finlay: Allein gegen die Lüge

Matt Pine hat kaum noch Kontakt zu seiner Familie, als ihn die Nachricht erreicht, dass seine Eltern und seine kleinen Geschwister in Mexiko bei einem Unfall ums Leben kamen. Die Entfremdung begann, als Matts großer Bruder Danny wegen Mordes verurteilt wurde. Denn Matt war damals der einzige aus der Familie, der nicht völlig von Dannys Unschuld überzeugt war – und er hatte gute Gründe dafür. Die Entfremdung vertiefte sich, als eine Netflix-Doku den Fall noch einmal aufrollte und dabei Matts Vater mehr oder weniger als verwirrten Irren darstellte, der die Wahrheit einfach nicht glauben will – und das, obwohl sich die Dokumentatoren auf die Fahne geschrieben hatten, den Fall zu Dannys Gunsten noch einmal neu aufzurollen. Jetzt ist die Familie tot und Matt gerät in immer seltsamere Geschichten.

Das FBI schaltet sich ein, nicht davon überzeugt, dass es in Mexiko einen Unfall gegeben hat, will Matt aber nicht sagen, was dagegen spricht. Er wird überfallen und bestohlen, irgendjemand möchte ihn von etwas abhalten, von dem er noch nicht einmal weiß, dass er es tun könnte.

„Allein gegen die Lüge“ ist aus mehreren Perspektiven und auf mehreren Zeitebenen erzählt. Beinahe die gesamte Familie kommt irgendwann zu Wort, auch wenn Matt der Haupterzähler ist. Neben der Jetzt-Zeit gibt es immer wieder erhellende Rückblicke in die Vergangenheit und auch Teile der Doku werden erzählt.

Durch die permanenten Wechsel gelingt es Alex Finlay, die Spannung andauernd aufrechtzuerhalten, ohne unerträglich zuzuspitzen. Denn jeder aus der Familie hat etwas anderes zu erzählen, ohne dass sich jemals etwas wiederholt. Nicht jeder erzählt jedem immer die ganze Wahrheit und doch kann man den respektvollen Umgang untereinander in jeder Erzählung spüren. Evan, der Vater, ist fest davon überzeugt, dass sein Sohn unschuldig ist, und verbringt Jahre damit, das zu beweisen. Immer wieder tauchen neue Beweise auf, aber keiner davon ist dem Berufungsgericht genug. Seine Tochter Maggy folgt ihm auf diesem Weg, wohl auch, weil sie um die Liebe des Vaters kämpft. Und sie ist richtig, richtig gut – zu gut. Liv, die Mutter, ist aus früherer Zeit mit dem Politiker befreundet, der heute die Macht bekommt, über Dannys Schicksal mitzuentscheiden. Aber sie hat auch ihre eigenen Geheimnisse.

Fazit: Mitreißender Thriller über ein Familiendrama, der der Versuchung widerstehen kann, nur ein Familiendrama zu erzählen.

Alex Finlay: Allein gegen die Lüge
Aus dem Englischen übersetzt von Leo Strohm
Goldmann 12 / 24
Taschenbuch, 497 Seiten, 12 Euro

Diese Rezension wurde verfasst von Regina Lindemann.

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