Von jeher hat der Mensch die Dunkelheit gefürchtet und sich versteckt vor den Kreaturen und gestaltgewordenen Ängsten, die dort auf ihn lauern. Aber die undurchdringliche Finsternis lockt und fasziniert auch, sie beflügelt die Fantasie wie kaum etwas anderes. Diese Faszination spiegeln alle Geschichten in der von dem Autorenduo Vanessa Kaiser und Thomas Lohwasser herausgegebenen Anthologie „Dunkle Stunden“ wider.
Fünfundzwanzig Texte, in denen die Düsternis die Hauptrolle spielt, haben die beiden Herausgeber in ihrem Buch gesammelt. Neben bekannten Größen wie Oliver Plaschka, Andreas Gruber, Thilo Corzilius oder Markus K. Korb finden sich in dieser Anthologie viele wenig bekannte, aber interessante Autorinnen und Autoren, die noch auf ihre Entdeckung warten.
Natürlich kann nicht jede Geschichten jedermanns Geschmack treffen, aber alle Texte zeigen durchgängig ein hohes erzählerisches und sprachliches Niveau und bieten eine erfreuliche Bandbreite im Umgang mit dem Thema Dunkelheit. Meine Favoriten und Lesetipps sind „Symphonie der Lichter“ von Sabrina Zelezny, eine stimmungsvolle, beinahe lyrische Gruselgeschichte und „amazon.jp“ von Andreas Gruber, eine Satire auf den manchmal hysterischen Umgang der schreibenden Zunft mit den Verkaufsrängen ihrer Bücher.
Einen Kritikpunkt habe ich vorzubringen: das Cover. Leider ist es wie beinahe alle Titelbilder des Verlags Torsten Low in dunklen Farben gehalten, mit einer nur schwer zu entziffernden Schrift und einer undeutlichen Graphik. Aufgrund des Covers, das eher vom Kauf abschreckt als zum Erwerb einlädt, hätte ich mir diese Anthologie nicht zugelegt.
Fazit: Abwechslungsreiche Sammlung von hochkarätigen Geschichten aus den Genres Horror und dunkle Phantastik. Klare Leseempfehlung von mir.
Vanessa Kaiser & Thomas Lohwasser (Hrsg.): Dunkle Stunden.
Torsten Low, Oktober 2014.
426 Seiten, Taschenbuch, 14,90 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Martina Sprenger.