Ulrike Fuchs: Reporterin für eine bessere Welt: Nellie Bly

Die üblichen Frauenthemen – Mode, Küche, Kinder, Familie – das ist nicht das, worüber Nellie Bly ein Leben lang schreiben möchte. Sie ist Reporterin beim „Pittsburgh Dispatch“, eine der ganz wenigen Frauen überhaupt, die Ende des 19. Jahrhunderts überhaupt als Reporterin arbeiten können. Wie in anderen Bereichen auch, werden Frauen in der Presse einfach nicht ernst genommen. Die Chefredakteure der Zeitungen nehmen einfach lieber Männer, selbst wenn sie nicht so gut sein sollten wie eine Frau, die sich auch auf die Stelle beworben hat.

Warum ist das so? und warum sollen Frauen eigentlich nicht in der Lage sein, über wichtige Themen zu schreiben? Politik, Wirtschaft, durchaus auch gesellschaftlich relevante Themen.Themen von Belang, die alle interessieren. Nellie Bly will aufmerksam machen, aufrütteln und gerne auch aufdecken.Das ist Nellies Traum. Sie will beweisen, dass sie als Frau nicht weniger leisten kann als ein Mann. Sie verlässt ihre Heimat, Pittsburgh und macht sich auf nach New York, wo sie unbedingt bei der „New York World“, der damals renommiertesten Zeitung, eine Anstellung finden will. Ein hehres Ziel, ein sehr harter Weg bis dahin, aber Nellie ist entschlossen, zu kämpfen und ihren Traum zu verwirklichen.

In New York kennt sie keine Menschenseele, war noch nie in der Stadt und trotzdem. Ein mutiger Schritt, den die junge Frau wagt. Es wird ihr nicht leicht gemacht, in der Stadt überhaupt Fuß zu fassen. Sie hat Glück, in einer kleinen Pension unterzukommen, deren Wirtin sie in ihren Bemühungen unterstützt und ihr bei jeder Niederlage neuen Mut zuspricht. Auch Jonathan, der Mann, den sie liebt und der wie sie in New York einen neuen Anfang gemacht hat, steht zu ihr. Immer wieder wird Nellie abgewiesen, doch eines Tages hat sie die Chance, beim Chefredakteur der „New York World“ vorzusprechen. Er ist bereit, ihr eine Chance zu geben. Doch das Angebot ist mit großer Gefahr für Nellie verbunden. Gegen Jonathans Willen – und auf die Gefahr hin, die Liebe ihres Lebens zu verlieren, – entschließt sich Nellie, sich unter falschem Namen in eine berüchtigte Nervenheilanstalt einweisen zu lassen, um dann in einem großen Artikel auf die Missstände, die dort herrschen, aufmerksam zu machen. Sie wurde die berühmteste Reporterin ihrer Zeit.

Ulrike Fuchs gelingt es von Anfang an, uns mitzunehmen. Das Schicksal von Nellie Bly, die es geschafft hat, sich als eine der ersten und damals sehr wenigen Frauen, in der von Männern dominierten Welt der Presse einen Namen zu machen und aufzurütteln, so realistisch wie möglich nachzuzeichnen.

Flüssig und klar geschrieben, historisch fundiert. Von Nellie Bly gibt es wohl nur recht wenige persönliche Aufzeichnungen, aber ihre journalistische Arbeit ist natürlich belegt. Die Grundlage für den wirklich fesselnden Roman um eine Frau, von der die meisten von uns sicher noch nicht allzu viel gehört haben dürften. Eine Frau, die unter größtem persönlichen Einsatz daran mitgewirkt hat, dass Frauen endlich auch in so genannten Männerberufen eine Chance bekommen, anerkannt werden. Ich hätte gerne noch weitergelesen.

Ein, wie ich finde, äußerst lesenswerter Titel aus der Reihe „Bedeutende Frauen, die die Welt verändern“.

Ulrike Fuchs: Reporterin für eine bessere Welt: Nellie Bly – Mit der Macht ihrer Worte schrieb sie sich auf die Titelseiten.
Piper, Januar 2023
368 Seiten, Paperback, 15,00 Euro

Diese Rezension wurde verfasst von Sabine Ertz.

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