Willkommen zurück in Grubenstedt, dem wirtschaftlichen Rückhalt des Königreichs Evenbor. Die gigantische Mine, die sich terrassenförmig in das Erdinnere bohrt, ist Heimat für ganz unterschiedliche Menschen – Adelige, Magier, und die bettelarmen Hungerleider, die das Ganze mit ihrer aufopfernden Arbeit erst aufrecht halten.
Einmal mehr stehen unsere Fünf – Hauptmann Gunter, der Aschling Rami, der Diebin Kröte, dem Gastwirt Woulf und der Magierin Nisiima, die über die Totenrede verfügt, im Zentrum des Geschehens.
Eigentlich sollen sie nur die Delegation aus Xafror bei Laune halten, doch dann werden gleich mehrere eben jener Delegation Opfer eines Gewaltverbrechens.
Sie werden nicht einfach ermordet – beileibe nicht, ein Magier verschiebt ihr Fleisch, macht aus ihren Gesichtern etwas Unheimliches, Unmögliches, Furchterregendes. Ein Formbrecher, wie diese mehr als seltene Abart der Magier in den Lehrbüchern genannt wird, ist unterwegs – und, das wird im Verlauf der Ermittlungen schnell sehr deutlich, die ausländischen Opfer waren ein Versehen – die eigentlichen Ziele des Assassinen sind – genau unsere fünf so ungleichen Helden …
Im zweiten Band der fünf Federn, wie sich die beteiligten Autoren hier nennen, geht es in erster Linie um die Aufklärung der Morde. Die Suche nach Täter und Motiv steht dabei im Vordergrund, was Auswirkungen auf den Text zeitigt.
Gerade im Vergleich zum Auftaktband nutzen die Verfasser dieses Mal ihre Bühne, die Terrassenstadt leider kaum. Handlungsorte sind in erster Linie der Palast der Magierfamilie Nisiimas, das Wirtshaus Woulfs und dann später ein klein wenig die Schlammtunnel ganz tief unten. Hier verschenken die Autorin und ihre Kollegen leider viel Potenzial, das den ersten Teil noch mit trug. Auch über die Welt jenseits der Stadt erfahren wir wenig Neues. Ja, die Abordnung der Gäste wird eingeführt, dabei eine Gesellschaft, die an alt-chinesische Dynastien erinnert vorgestellt, mehr aber auch nicht.
Gut gelöst ist dagegen die Darstellung des Mörders. Dessen besondere Fähigkeiten, seine einzigartige Gabe und sein Wesen sorgen für Spannung und einen gewissen Gruselfaktor. Auch die Suche nach Aufklärung der Morde und dem Täter gestaltet sich kurzweilig und spannend.
Allerdings fehlt dem Roman, gerade verglichen mit dem ersten Teil, das Besondere, das das Setting ausstrahlte. Hier reduziert sich Vieles auf die handelnden Figuren, die Ermittlungen und die immer bedrohlicher werdende Kulisse.
Alles in allem eine Fortsetzung, die die lieb gewonnenen Figuren erneut in den Mittelpunkt einer Kriminalhandlung mit magischem Twist setzt, die Jagd nach Motiv und Täter thematisiert, aber leider nicht ganz mit dem Auftaktroman mithalten kann.
Sam Feuerbach, Bernhard Hennen, Mira Valentin, Greg Walters und Torsten Weitze: Der Formbrecher: Minen der Macht 02
Fischer TOR Verlag, Oktober 2023
429 Seiten, Taschbuch, 18,00 Euro
Diese Rezension wurde verfasst von Carsten Kuhr.