Die 1988 geborene deutsche Autorin Jasmin Schreiber schickt in ihrem Roman „Endling“ ihre Heldin Zoe, eine Biologin, auf zwei ungewöhnliche Reisen. Zusammen mit der pubertierenden Schwester Hanna und der arg skurrilen Tante Auguste – sie hat panische Angst vor Infektionen – macht sie sich auf die Suche nach zwei seltsamen Dörfern, in denen nur Frauen überleben können. Das Ganze spielt im Jahre 2041, in dem das Artensterben immer mehr zunimmt und eine rechtsradikale Regierung das Sagen hat, die zum Beispiel Schwangerschaftsabbrüche verbietet. Mit im Gepäck haben die drei Frauen eine Weinbergschnecke, die die letzte ihrer Art ist: einen „Endling“ – und so erklärt sich der Titel.
Nach Ende der Lektüre stellt sich die Frage, was genau eigentlich die Aussage dieses Werkes ist. Fast wirkt es so, als habe die Autorin einige der wichtigsten aktuellen Themen in einen Topf geworfen und einmal kräftig umgerührt. Ist ihr Roman also eine Auseinandersetzung mit der Klimaveränderung? Mit dem Artensterben? Mit der Unterdrückung der Frauen? Mit dem Rechtsruck in der Gesellschaft? Mit der Corona-Pandemie? Oder mit allem gleichzeitig? Weitere Themen sind Alkoholmissbrauch und Tiere, die von ihren Besitzern am Straßenrand ausgesetzt werden, weil sie die Tierarztkosten nicht mehr zahlen können. Auch ein guter Schuss Mystik mit Göttinnen-Geraune kommt vor. Weniger wäre in diesem Fall wohl mehr gewesen.
Auch sprachlich ist dieses Werk ungewöhnlich. Jasmin Schreiber bedient sich einer Jugendsprache, die eher wie gesprochen, als geschrieben wirkt. Der Eindruck, den das hinterlässt, wechselt zwischen erfrischend und nervig hin und her. Beim 15. Füllsel „keine Ahnung“ und „Boah“ wünscht man sich dann doch ein Lektorat, das das rausgestrichen hätte. Insgesamt kein Werk, das in die Literaturgeschichte eingehen dürfte.
Jasmin Schreiber: Endling
Eichborn, November 2023
336 Seiten, gebundene Ausgabe, 23 Euro
Diese Rezension wurde verfasst von Andreas Schröter.