Tom Hillenbrand: Verhängnisvoller Champagner: Xavier Kieffer ermittelt 08

Mal sind es Oliven, mal Honig, jetzt Champagner, Essen und Trinken spielt auf jeden Fall immer eine wesentliche Rolle in den kulinarischen Krimis von Tom Hillenbrand. Klar, immerhin ist Xavier Kieffer, der immer wieder über die sonderbarsten Verbrechen stolpert, ein leidenschaftlicher Koch, der der Haute Cuisine abgeschworen und auf einen Stern verzichtet hat, um seine Stamm- und andere Gäste mit bodenständigen aber durchaus raffiniert und modern zubereiteten Gerichten zu verwöhnen. Sein renommiertes Restaurant „Deux Eglises“ in der Luxemburger Unterstadt hat nicht nur bei den Einheimischen einen Namen oder bei den Beamten der Europäischen Behörden auf dem unmittelbar benachbarten Kirchberg, auch Touristen kommen gerne, um Xaviers regionale Küche zu genießen. Dank seiner Sous-Chefin Claudine und seinen übrigen langjährigen Angestellten „läuft der Laden“ auch, wenn Xavier selbst mal wieder unterwegs ist, was nicht grade selten der Fall ist. Sei es, dass er sich mit seiner Freundin Valérie Gabin bei irgendwelchen wichtigen Gastro-Events tummelt, immerhin ist Valérie die letzte Vertreterin und Mitinhaberin des edlen Gastroführers „Gabin“ und daher in aller Welt unterwegs, sei es, dass er mal wieder irgendeinen mysteriösen Mord oder Ähnliches aufklären muss. Diesmal ist er dazu in der Champagne unterwegs.

Bei einem dieser Events mit Valérie hat Kieffer in Epernay einen ehemaligen Freund und Kollegen wiedergetroffen. Gemeinsam mit Luc hat Xavier in den 80-er Jahren seine Kochlehre in einem Sternerestaurant gemacht. Danach haben sich ihre Wege getrennt. Luc hat die Leitung eines bekannten Champagnerhauses übernommen, Xavier hat in renommierten Restaurants gearbeitet bis er sich mit dem „Deux Eglises“ selbstständig und als Koch einen Namen gemacht hat. Als Xavier allerdings kurz darauf den zugesagten Besuch bei Luc und seiner Frau Fabienne, die damals auch zu ihrer Clique gehört hat, machen will, wird er Zeuge eines tragischen Unfalls, der Luc das Leben kostet. Die Unfallthese kommt Xavier nicht ganz stimmig vor, er fängt an, sich ein bisschen intensiver mit der Champagnerwirtschaft zu befassen und muss feststellen, dass nicht alles den Namen Champagner verdient, was im Glas perlt.

Nicht nur die Herstellungsmethoden und daraus resultierenden Bezeichnungen variieren gewaltig, auch üble Machenschaften und Tricksereien kommen ans Licht. Manchmal am Rande der Legalität, manchmal auch illegal. Xavier erfährt, dass es hinter den Fassaden der großen Champagnerhäusern und -marken gewaltig bröckelt und der Kampf um Geld und Marktstellung tobt. War Luc in illegale Geschäfte verwickelt? Wo liegt das Motiv, ihm nach dem Leben zu trachten?
Wie immer hat Tom Hillenbrand intensiv recherchiert und seine Erkenntnisse sehr authentisch mit der Krimihandlung verwoben. Der Leser erfährt eine Menge über die Herstellung und den Vertrieb von Champagner, Crémant oder Schaumwein, über Anbau und Ernte, die Bodenbeschaffenheit, die eine wesentliche Rolle spielt und über die Probleme, die die Winzer zu bewältigen haben.

Ein aktuelles, brisantes Thema, das hier den Rahmen für eine gut geschriebene Krimihandlung mit liebenswerten Charakteren und reichlich Luxemburger Charme bildet. Wie immer sind wir als Leser mittendrin im Alltag des Hobbydetektivs und seiner Freunde und Bekannten, mittendrin im „Deux Eglises“ und den Gerichten, die hier serviert werden. Damit man die luxemburgischen Bezeichnungen und Begriffe auch versteht, wenn man sich nicht so gut damit auskennt, gibt’s am Ende ein Glossar mit Küchenlatein. Amüsant, unterhaltsam, liebevoll luxemburgisch, appetitanregend und genussreich.

Tom Hillenbrand: Verhängnisvoller Champagner: Xavier Kieffer ermittelt
KiWi, November 2025
496 Seiten, Paperback, 14,00 Euro

Diese Rezension wurde verfasst von Sabine Ertz.

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