Robert Jackson Bennet nimmt uns mit in die Welt von Dinios Kol, der am Rande seines Universums als Assistent einer berühmten Ermittlerin arbeitet. Seine Welt wird regiert durch das Imperium und immer wieder bedroht durch Leviathane, die sich aus dem Meer erheben von den Menschen blutig bekämpft werden müssen. Ihre Überreste liegen im ganzen Imperium verstreut und von ihnen geht auch nach ihrem Tod noch etwas aus. Dins Vorgesetzte Ana Dolabra gilt als brillante Ermittlerin, aber sie ist auch mehr als exzentrisch. Din arbeitet mit ihr, weil sein Gedächtnis so verändert wurde, dass er alles, was er erlebt, zu 100 % detailgetreu wiedergeben kann – und weil ihm keine andere Wahl bleibt.
Zu Beginn der Geschichte wird Din in ein vornehmes Haus geführt, in dem ein berühmter General zu Tode kam. Er wurde durch einen in ihm plötzlich wachsenden Baum getötet. Niemand kann sich das erklären, niemand weiß, was er eigentlich genau in diesem Haus wollte. Nach und nach stellt sich heraus, dass dahinter eine sehr viel größere Sache steckt, die Din und Ana in die Hauptstadt und zumindest Din weit in das Umland und zu den Geheimnissen der Leviathane führt.
Das World-Building ist großartig. Es gibt ein Imperium mit sagen wir mal unklaren Absichten, es gibt eine reiche Elite, die anscheinend alles hat und sehr offensichtlich trotzdem nicht zögert, sich zumindest teilweise in Verschwörungen verstricken zu lassen. Es gibt eine anscheinend völlig durchgeknallte Ermittlerin, die dem Leser nach und nach nahe gebracht wird und die sehr viel schlauer und feinfühliger sein kann, als sie sich gibt. Und es gibt Din, der nicht nur alte Geheimnisse hütet, sondern den, wie sich herausstellt, auch möglicherweise ein schreckliches Schicksal erwartet. Auch hinter den Leviathanen steckt mehr, als es zunächst den Anschein hat.
Robert Jackson Bennett versucht, Magie und Wissenschaft zu vereinigen, und das gelingt ihm recht gut. Die Überreste der getöteten Leviathane können Dinge bewirken, die magisch erscheinen. Trotzdem gibt es im Imperium eine Gruppe, die sich damit beschäftigt, und zwar auf durchaus wissenschaftlich fundierte Art und Weise. Din ist zwar durch Gravur verändert (klingt für mich sehr nach Magie), damit er Ereignisse quasi aufzeichnen kann, aber auch dahinter steckt eine strickt wissenschaftlich betriebene Prozedur.
Zudem ist der Kriminalfall durchaus vielschichtig und auch spannend, es gibt Wendungen und Irrungen auf allen Seiten. Kurz gesagt: Bennet beherrscht beide gemischten Genres: Fantasy und Krimi. Ein durch und durch gelungener Auftakt für ein Ermittlerduo, dessen Geschichte nächstes Jahr weitergehen darf.
Robert Jackson Bennett: The Tainted Cup
Aus dem Englischen übersetzt von Karla und Jacob Schmidt
Adrian & Wimmelbuchverlag, 11 /25
464 Seiten, Taschenbuch, 16,95 Euro
Diese Rezension wurde verfasst von Regina Lindemann.
