Friedrich Christian Delius: Die Zukunft der Schönheit

Ein junger deutscher Dichter und Student ist im Frühjahr 1966 zu einer Tagung in New York eingeladen und steht kurz vor der Heimreise. An seinem letzten Abend will er noch etwas Besonderes erleben, deshalb besucht er gemeinsam mit zwei Freunden einen Jazzclub in einer abgelegenen, finsteren Ecke der Stadt. Doch schon bei den ersten „kreischenden, klagenden, schrillen Tönen“ des Saxophonisten Albert Ayler und seiner Band hat er das Gefühl, „von Getröte, Gezirpe, Gehämmer, Gejaule“ in die Flucht getrieben zu werden. Da er sich nicht blamieren und als unwissender Laie, als hinterwäldlerischer Provinzler erkannt werden möchte denkt er: „Lehn dich zurück und hör einfach zu oder hör weg.“

Der Freejazz ist eine neue Erfahrung für ihn und weghören will ihm nicht gelingen, so eindringlich, so aufdringlich spielen die fünf Musiker auf der Bühne. Weiterlesen

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Klaus-Peter Wolf: Ostfriesenfluch

Ann Kathrin Klaasen und ihr Team sind zurück. Wer diese außergewöhnliche Hauptkommissarin aus Ostfriesland kennt und mag, wird sich darüber freuen, aber auch Neueinsteiger kommen mit diesem spannenden Krimi gut zurecht. In einem Rapsfeld nahe des Deiches liegt eine nackte, tote, mit Blumen geschmückte Frau. Neben ihr, ebenfalls mit einem Schrotgewehr ermordet, ein Tourist aus Wattenscheid. Die Identitäten sind schnell geklärt und bald stellt sich heraus, dass Angela Röttgen vor ihrem Tod schon seit einiger Zeit spurlos verschwunden war. Hat sie ihre Familie verlassen, wurde sie entführt oder hat ihr Mann sie im Haus eingeschlossen?

Weitere Fälle von verschwundenen Frauen werden bekannt. Bei Freunden (oder Geliebten?) kommen Päckchen mit Frauenkleidung an. Auf Angela Röttgens Ehemann wird mit dem Schrotgewehr geschossen. Wie hängt das alles zusammen? Gibt es einen Täter oder sind es mehrere? Weiterlesen

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Rachel Joyce: Mister Franks fabelhaftes Talent für Harmonie

1988 in der Unity Street, einer Sackgasse in einer heruntergekommenen Gegend der Stadt: Franks Plattenladen ist Treffpunkt für die anderen Ladenbesitzer und für viele Menschen aus der Gegend, denn der große, freundliche und einfühlsame Mann findet für jeden die Musik, die er gerade braucht. Er schenkt Zuneigung und Verständnis und vor allem hört er zu. Zu jedem Lied, zu jedem Stück weiß er eine Geschichte zu erzählen, kennt die Wirkung, die es haben kann und zeigt damit Wege aus kleineren und größeren Krisen.

Doch die Zeiten sind schwer. Ein Laden nach dem anderen muss schließen. Eine große Firma will die Häuser aufkaufen und macht Angebote, die man fast nicht ablehnen kann. Aber der Name der Straße ist hier Programm: Große Teile der Unity-Street stehen zusammen, bilden eine Einheit und Gemeinschaft, deren Mitglieder sich gegenseitig stützen. Weiterlesen

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Philippe Sands: Rückkehr nach Lemberg

Vier Männer, alle um 1900 geboren, alle mit einem Bezug zu Lemberg, stehen im Mittelpunkt dieses Buches. Philippe Sands verwebt ihre Lebensgeschichten, ihre Ideen, ihre Erfolge und ihre Niederlagen zu einer ebenso informativen wie bewegenden Geschichte.

Da wären zunächst Hersch Lauterpacht und Raphael Lemkin. Beide waren Juden und haben große Teile ihrer Familie durch NS-Verbrechen verloren. Beide haben an der Universität in Lemberg im Abstand von wenigen Jahren Jura studiert und gelten als Experten und Vorreiter auf dem Gebiet des Völkerrechts und der Menschenrechte. Beide haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Verbrechen der Nationalsozialisten juristisch zu fassen und dafür zu sorgen, dass die Verantwortlichen in den Nürnberger Prozessen strafrechtlich belangt werden konnten. Doch hier endeten auch schon die Gemeinsamkeiten. Während Lauterpacht sich auf den Schutz des Individuums konzentrierte und den Begriff „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ prägte, führte Lemkin das Konzept des „Genozids“ ein, das die gezielte Vernichtung von nationalen, ethnischen, rassischen oder religiösen Bevölkerungsgruppen beschrieb. Weiterlesen

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Lucy Fricke: Töchter

Marthas Vater will zum Sterben in die Schweiz. Behauptet er zumindest. Doch weil er Blut spuckt, Windeln braucht und seine Schmerzen nur mit Morphium erträgt, kann er natürlich nicht mehr selbst fahren. Auch Martha setzt sich nicht mehr hinters Steuer, seit sie sich an einem Unfall die Schuld gibt, dessen Folgen einen Freund das Leben gekostet haben. Also muss Betty herhalten, seit zwanzig Jahren Marthas beste Freundin und gerne bereit, auf den Hilferuf hin von Rom aus nach Berlin zurück zu eilen. Ihr eigentliches Vorhaben, das Grab ihre Lieblingsvaters zu besuchen, kann noch warten, sie schiebt es sowieso schon seit zehn Jahren auf.

Die Väter sind ein besonderes Kapitel im Leben von Betty und Martha. Betty hat (mindestens) drei davon: den leiblichen, den bösen (der dafür gesorgt hat, dass sie sich für „alle Zukunft mit allerlei psychischen und sexuellen Defekten“ durchs Leben schlagen muss) und den guten, genannt „der Posaunist“, den sie liebt und vergöttert, selbst als er ihre Mutter verlässt, ohne sich von ihr zu verabschieden. Auf diese Weise hat auch er einen Beitrag zu ihrer psychischen Instabilität geleistet. Weiterlesen

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Arno Geiger: Unter der Drachenwand

Der Soldat Veit Kolbe hat mit seinen knapp 24 Jahren schon vier Kriegsjahre auf dem Buckel, als er Ende 1943 an der Ostfront verwundet wird. Nach einem Aufenthalt in einem Lazarett reist er zum Genesungsurlaub zu seinen Eltern in Wien. Veits Wünsche auf dem Heimweg sind bescheiden: Alleine in einem Zimmer schlafen, nicht mehr mit erfrorenen Finger unter dem LKW im Schnee liegen oder alle vier Wochen eine neue Zahnbürste bekommen. All das hat ihm im Krieg gefehlt und auch, wenn sich diese Wünsche in Wien erfüllen, kehrt er in ein ihm fremdes Zuhause zurück. Die Eltern gehen ihm auf die Nerven, er gibt vor allem seinem Vater die Schuld an einer verdorbenen Kindheit, in der die Schlagworte „Standhaftigkeit“ und „Konsequenz“ die Hauptrolle spielten.

„Was die Familie an Persönlichkeitszerstörung anfängt, setzt der Krieg fort“, notiert Veit in seinem Tagebuch. Als er es nicht mehr aushält, besorgt ihm sein Onkel Johann, Gendarmeriepostenführer in Mondsee, ein Zimmer, in dem er sich weitab der Großstadt erholen kann. Johann ist ein Opportunist, wie er im Buche steht. Davon profitiert auch Veit, der durch den Onkel zu einem funktionierenden Ofen und mancherlei anderen Vergünstigungen kommt, ihn aber dennoch für seine Haltung verachtet. Weiterlesen

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Silvia Bovenschen: Lug und Trug und Rat und Streben

Agnes Lupinski hat Kopfschmerzen. Sie ist müde und erlebt gerade einen merkwürdigen Tag. Diverse elektrische Geräte von der Zahnbürste über den Computer bis zur Spülmaschine und dem Staubsauger geben ihren Geist auf. „Ein beschissener, verschlissener Tag“, denkt sie und kommt ins Grübeln, ob nur bei Maschinen Schwächen eingebaut werden, um sie nach einer bestimmten Zeit unbrauchbar zu machen oder ob es diese „Sollbruchstellen“ auch bei Menschen gibt. „Eine künstlich verknappte Lebenszeit…?“

Und dann kündigen sich auch noch ihr Schwager Ulli und ihr Neffe Max an und ihr Freund Frederic schleppt sie in ein Küchenstudio, in dem sie sich fragt, ob moderne Küchen jetzt so aussehen wie Weltraumoperationssäle oder Geheimlaboratorien.

So beginnt Silvia Bovenschens letzter Roman über die Bewohnerinnen und Bewohner eines unscheinbaren, etwas altmodischen Hauses. Außer Agnes, die das Erdgeschoss bewohnt wären da im 1. Stock ihre Tante Alma Lupinski und deren Schwager Herr von Bärentrost, Bruder ihres lange verschollenen Ehemannes, der im Keller residiert. Weiterlesen

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Beate Sauer: Echo der Toten. Ein Fall für Friederike Matthée

Januar 1947: Mitten im „Hungerwinter“ wird in der Eifel der Kölner Alteisen- und Schrotthändler Jupp Küppers erschlagen. Schnell wird klar, dass Küppers seine Finger auch in Schwarzmarktgeschäften hatte. Nachdem in einem seiner Lager englische Waren entdeckt werden, nimmt Richard Davies von der britischen Militärpolizei die Ermittlungen auf. Doch aus dem einzigen Zeugen des Mordes, dem sechsjährigen Peter Assmuß bekommt die (männliche) Polizei kein Wort heraus. Davies fordert Unterstützung von der weiblichen Polizei in Köln an und bekommt sie in Person der jungen Polizeiassistentenanwärterin Friederike Matthée.

Friederike ist eher widerwillig Polizistin und nach einigen Fehlern schwebt über ihr schon das Damoklesschwert der Entlassung. Für sie war der Eintritt in die Polizei, der noch gar nicht lange zurück liegt, die beste (und vielleicht auch einzige) Möglichkeit, nach der Flucht aus Ostpreußen gemeinsam mit ihrer Mutter im Westen Fuß zu fassen und zu einer Unterkunft zu kommen. Weiterlesen

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