Leïla Slimani: Der Duft der Blumen bei Nacht

Leïla Slimani hat dieses Buch, in dem sie über sich selbst und ihr Schreiben berichtet, ihrem Freund Salman Rushdie gewidmet.

Schreiben lässt sich nicht erzwingen, Schreiben ist ein innerer Drang, dem man nicht entkommen kann, davon ist die Schriftstellerin, Aktivistin und Feministin überzeugt. Dennoch lässt sie sich auf den Vorschlag ihrer Lektorin ein, eine Nacht allein zwischen Kunstwerken in einem Museum in Venedig zu verbringen, um auszuprobieren, ob und in welcher Form dieses Eingesperrtsein sich auf ihre Gedankengänge und so auch auf ihr Schreiben auswirkt. Ihre anfängliche Skepsis schlägt bald um. Der Schreibprozess geht einher mit Einsamkeit und ganz bestimmt gibt es hierfür kaum einen geeigneteren Ort als ein menschenleeres Museum.  Mit dem nächtlichen Durchstreifen der Flure und dem Betrachten der Kunstwerke öffnen sich immer wieder neue Perspektiven, die Gedankenströme auslösen, die sehr persönlich sind. Wir erfahren von Slimanis beiden wesentlichen Lebensstationen: Von ihrem Geburtsland Marokko und ihrer späteren und jetzigen Heimat Paris. Weiterlesen

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Birk Grüling & Tine Schulz: Am Arsch der Welt und andere spannende Orte – 25 Landkarten für hellwache Kinder

Wie und wo auf der Welt leben andere Kinder?
Was frühstücken die Kinder zum Beispiel in Indien oder in Japan?
Wo gibt es „Firfir“ zum Frühstück und was ist das überhaupt?

Was ist in anderen Ländern verboten und welche lustigen Gesetze gibt es woanders? – Hierzu erfährt man unter anderem, dass in Cresskill/USA alle Katzen drei Glocken tragen, damit sie von Vögeln gehört werden. Außerdem liest man davon, wo auf der Welt es verboten ist, Sandburgen zu bauen oder in welchem Land der Strand für Bären verboten ist. Etwas nachdenklichere Seiten im Buch behandeln die Themen „Kinder auf der Flucht“ und den Klimawandel.

Oft kommt man aus dem Staunen kaum heraus, wie an der Stelle, wo es um die verschiedenen Eissorten geht, die es auf der Welt gibt: Eis mit Reis? – In Japan ist das nichts Ungewöhnliches. Ansprechend gestaltet und erklärt sind auch die verschiedensten „heiligen Orte“, wo man vom Ayers Rock in Australien liest oder vom Borobudur in Indonesien… Weiterlesen

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Lara Hawthorne: Kleine geheime Welten an Land

Dieses Pappbilderbuch macht neugierig auf alles, was man in der Natur nicht auf den ersten Blick wahrnimmt. In vielen bunten Bildern wird anschaulich dargestellt, wo und wie Tiere und Kleinlebewesen wohnen, wie sie sich ernähren, wo sie sich verstecken, welche besonderen Eigenschaften sie haben, wie manche Lebewesen als Team zusammenarbeiten usw. So erfährt man beim Lesen und Betrachten von Räubern, Pflanzenfressern oder „Zersetzern“ und bekommt die ungewöhnlichsten Tierwohnungen gezeigt, über die man einfach nur staunen kann. Von einigen tierischen oder pflanzlichen Existenzen haben nicht nur die kleinen Leser, sondern sicher auch so manche erwachsene Vorleser zuvor noch nie etwas gehört.

Die geheimen Welten von denen man erfährt, machen nicht nur neugierig sondern können durchaus auch anregen, vielleicht beim nächsten Waldspaziergang einmal die Blätter auf dem Waldboden oder einen Stein auf dem Wiesenweg umzudrehen. Weiterlesen

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Bergsveinn Birgisson: Antwort auf den Brief von Helga

In diesem kleinen Roman liest man den Brief eines alten Isländers  an eine Frau, die er sein ganzes Leben lang geliebt und dennoch allein gelassen hat. Der Rückblick des Protagonisten Bjarni ist nicht nur ein bewegendes Bekenntnis, sondern gleichsam ein Fenster in eine Natur- und Lebenswelt mit bescheidenen, archaischen Strukturen, die ihre eigenen Gesetzmäßigkeiten fordern.

Nur kurz hat Bjarni Gíslason die Liebe zu Helga physisch erfahren. Die restliche Zeit hängt er seinen Erinnerungen und Träumen nach. Erst jetzt, da er alt ist und sein Leben gelebt hat, wird ihm in dem Brief an Helga bewusst, was er durch seine inkonsequente Haltung versäumt hat. Doch wie hätte er, der einfache Bauer und Schafzüchter das auch anstellen sollen, wo er doch mit Unnur verheiratet gewesen war. Vor langer Zeit waren Helga und er sich beim Schafabtrieb näher gekommen. Danach gierte er nach jeder Möglichkeit, die unbeschwerte Helga wieder zu treffen. Das gelang recht gut, denn in seiner Funktion als Fütterungsbeauftragter konnte er Helgas Hof, wie auch alle anderen in der Umgebung, ganz offiziell aufsuchen. Weiterlesen

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Elena Ferrante: Frau im Dunkeln

Die Universitätsprofessorin Leda liegt nach einem Autounfall im Krankenhaus. Ihre Verletzungen sind unwesentlich, jedoch hat sie eine für die Ärzte unerklärliche Stichwunde unter ihren Rippen. Eine letztendliche Erklärung für sich selbst hat auch Leda nicht. Aber sie erzählt rückblickend, wie es dazu gekommen ist.

Leda verbringt ihren Urlaub an der Ionischen Küste. Am Strand, hinter einem Pinienwald, findet sie einen Platz, den sie fortan  täglich aufsucht. Bald fallen ihr dort eine junge Mutter und ihre kleine Tochter auf, die in ihrem Spiel mit einer Puppe ein sehr beglückendes, einander zugewandtes Gebaren an den Tag legen. Das tägliche Stelldichein am Strand macht die beiden für Leda schnell zu vertrauten Personen. Leda interpretiert das Spielverhalten von der jungen Mutter Nina und ihrer Tochter mit ihrer ureigenen Sicht auf die Dinge. Ihre eigenen Unzulänglichkeiten brechen in ihr auf. Einerseits bewundert sie die junge Frau, würde gerne so fühlen, wie diese junge Mutter, die ganz selbstverständlich in ihrer Rolle aufgeht. Gleichzeitig reflektiert sie ihre eigene Mutterrolle, in der sie sich vor über zwanzig Jahren aus Überforderung gegen ihre beiden kleinen Töchter und für ihre eigene Karriere entschieden hatte, wodurch nun alle weiteren Abläufe eine neue Gewichtung und Richtungsänderung erfahren. Weiterlesen

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Elena Ferrante: Tage des Verlassenwerdens

Die Originalausgabe von „Tage des Verlassenwerdens“ erschien  bereits 2003 und ist Elena Ferrantes zweiter Roman. Schon nach wenigen Zeilen ist man gefangen in der traurigen Geschichte mit einer unglücklichen Protagonistin, die bis zum Ende nicht mehr loslässt.

Diesmal nimmt Ferrante uns mit in die Tiefen des Gemütszustandes einer verlassenen Frau. Die achtunddreißigjährige Olga lebt mit ihrer Familie in Turin. Mit ihrem Mann Mario ist sie seit fünfzehn Jahren glücklich verheiratet, die beiden haben zwei Kinder, einen Hund, eine schöne Wohnung. Olgas Leben und das ihrer Familie ist intakt, bis Mario sich für eine jüngere Frau entscheidet und die Familie verlässt. Damit bricht eine Welt für  Olga zusammen, denn damit hatte sie niemals gerechnet. Von einem Tag auf den anderen steht sie mitten in einem Scherbenhaufen. Von nun an durchlebt Olga einen schmerzhaften Prozess, bei dem die Leser alle Stationen ihrer Krise, das ganze Elend physischer und psychischer Zerrüttung in ihren Einzelteilen mitfühlen. Weiterlesen

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Heidi Sævareid: Am Ende der Polarnacht

Heidi  Sævareid (Jahrgang 1984) ist eine norwegische Autorin, die bislang dreimal für ihre Jugendromane für den Bragepreis nominiert war. „Am Ende der Polarnachtist ihr erster Roman für Erwachsene. Man merkt, dass sie weiß, wovon sie schreibt. – Der Roman spielt in der Zeit von 1957 und spiegelt die detailgetreuen Schilderungen der Landschaft und des Lebens in Spitzbergen.

Vor allem der Winter fordert viel von den Menschen, die in der dunklen Polartundra leben, ab. So ist es nicht verwunderlich, dass eine junge Frau wie die zugereiste  Protagonistin Eivor, immer wieder mit Schwierigkeiten zu kämpfen hat. Nicht nur, dass Eivor ihre gewohnte Umgebung in Oslo mit ihrem Bekannten- und Freundeskreis – vertraute Menschen, die ihr in der kalten Fremde fehlen,  hinter sich gelassen hat. Neue Kontakte zu knüpfen fällt hier nicht leicht. Dass die Bewohner Spitzbergens ein besonderer Menschenschlag sind, bekommt Eivor schnell zu spüren.   Zum Glück gibt es die Huskyhündin Jossa, die Eivor einen gewissen Halt gibt.

Das so gänzlich andere Leben im hohen Norden wird immer wieder zu einer Herausforderung für die junge Frau. Wie es sich tatsächlich lebt  mit Temperaturen von minus 30 Grad und wie es sich anfühlt, die Insel im Winter nicht verlassen zu können, konnte sie sich zuvor nicht richtig vorstellen. Weiterlesen

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Elena Ferrante: Das lügenhafte Leben der Erwachsenen

Elena Ferrante und Neapel gehören seit ihrer „Neapolitanischen Saga“ einfach zusammen. Auch „Das lügenhafte Leben der Erwachsenen spielt sich in Neapel ab. Die Plätze und Straßen, in denen die Handlung angesiedelt ist, sind auch diesmal nicht erfunden, sondern in der süditalienischen Stadt ganz nach Ferrante-Manier auffindbar.

In den Neunziger Jahren ist die junge Protagonistin Giovanna dreizehn Jahre alt. – Ein Lebensabschnitt, in dem alles im Umbruch ist. Es sind nicht nur ihre körperliche Veränderungen, mit denen Giovanna sich auseinandersetzt. Sie hinterfragt viel, so auch das Verhalten der eigenen Eltern. Das Mädchen, das eine behütete Kindheit hatte und deren intellektuelle Eltern auf eine gute Bildung ihrer Tochter bedacht sind, rebelliert. Sie zeigt keine Interessen mehr an der Schule und macht sich mit Minderwertigkeitsproblemen das Leben schwerer als es ist. Sie nimmt Kontakt auf zu ihrer Tante Vittoria, einer Schwester ihres Vaters, die von ihren Eltern seit jeher gemieden wird. Vittoria lebt quasi in einer ganz anderen Welt, aus der Giovannas Vater sich einst mit viel Fleiß herausgekämpft und die er regelrecht aus seinem Leben herausradiert hat. Weiterlesen

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Marieke Lucas Rijneveld: Mein kleines Prachttier

Sein sexuelles Begehren nach dem Mädchen artet immer hemmungsloser aus, seine strategische Verführung ist skandalös.

Nein, es geht nicht um Nabokovs „Lolita“. Aber Marieke Lucas Rijnevelds neuer Roman weist gewisse Parallelen hierzu auf.

Er, der namenlose Protagonist ist ein neunundvierzigjähriger Tierarzt, der auf dem Milchhof ihres Elternhauses ein und aus geht. Er kennt sie schon als kleines Mädchen, sieht sie heranwachsen, gewinnt ihr Vertrauen und das des Vaters und ihres Bruders.

Das Mädchen wächst ohne Mutter auf dem Hof auf, in dem der Veterinär eine Vertrauensstellung genießt und schon fast wie zur Familie gehört. Sie hat sich zurechtgefunden mit dem von Männern und dampfenden Kühen besetzten Zuhause. Die Kühe sichern ihre Existenz. Alles dreht sich um die schweren Tiere, um ihre Euter, Ausscheidungen, Schleim und Blut, ihre Brünstigkeit, ihr Gebären und Sterben, um Kälberflechte oder Kalziummangel. Da bleibt kein Platz für die Empfindsamkeiten und Selbstfindungsprozesse eines Mädchens. Dafür flüchtet sie sich in ihre Phantasiewelten. Als Heranwachsende ist ihre Weltanschauung morbide, besetzt von einer Weltuntergangsthematik mit 9/11, traurigen Gedichten, Songtexten, Siegmund Freud und Hitler. Der Tierarzt ist einer, bei dem sie sich verstanden fühlt, mit dem sie über alles diskutieren kann. Weiterlesen

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Edgar Selge: Hast du uns endlich gefunden

Es ist eine Art Kontaktaufnahme mit der eigenen Kindheit, die Edgar Selge in diesem Buch beschreibt. Dabei beweist er, dass er nicht nur ein brillanter Schauspieler ist (man denke nur an Houellebecqs „Unterwerfung“), sondern auch ein lesenswerter Schriftsteller.

In vielen Episoden erzählt er in diesem Buch von den Gepflogenheiten im Elternhaus in den Sechzigerjahren.

Edgar ist zwölf und lebt mit seinen Brüdern und den Eltern in direkter Nachbarschaft zum Gefängnis, dessen Direktor sein Vater ist.

Musik spielt eine bedeutende Rolle im Haus der Selges. Den regelmäßigen Hauskonzerten, bei dem sich der Vater am Flügel durch einen Violinenspieler begleiten lässt, dürfen auch Strafgefangene im Wohnzimmer der Selges beiwohnen.

Den Gefangenen gegenüber und ihren Motiven, die zur Straftat geführt haben, begegnet der Vater mit erstaunlicher Güte und Empathie. Die eigenen Kinder dagegen bestraft er mit unerbittlicher Härte. Für seine Verfehlungen (Edgar bestiehlt den großen Bruder und veruntreut die Klassenkasse) bezieht Edgar regelmäßige Prügel mit dem Rohrstock. Weiterlesen

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