Peter Huth: Berlin Requiem

berlinIn Berlin ist ein rätselhafter Virus ausgebrochen: Tote kommen zurück und greifen Lebende an. Bisher hat sich das Phänomen auf Kreuzberg und Neukölln begrenzt gehalten. Vor allem auch, weil eine große Mauer um die beiden Stadtbezirke errichtet wurde, eine Mauer, die Tag und Nacht von Scharfschützen und Militärs bewacht wird. Der korrupte Politiker Olaf Sentheim wittert seine Chance. In einem brisanten Buch stellt er die türkische Bevölkerung als Träger eines bestimmten Gens dar, welches Menschen anfällig macht für den Virus. Warum sonst sollten nur Menschen mit Migrationshintergrund bisher zu den Opfern zählen? Doch die Reporter Sarah und Robert wissen es besser. Sie kennen Filmmaterial, in dem auch ein deutscher Arzt und seine Kollegin zu lebenden Toten werden. Die ganze Stadt ist plötzlich in Gefahr!

Huths Roman ist genial, aber man muss ihn mögen! Er hat erfrischend andere Zombieliteratur verfasst, die dadurch keinen Deut weniger spannend ist. Dafür allerdings mit einer großen Portion Politik versehen. Viele der beschriebenen Figuren wollen politisch Einfluss nehmen und das Geschehen für ihren persönlichen Aufstieg nutzen. „Berlin Reqiuem“ hat nichts mit Splatterromanen zu tun. Es ist mehr besonnen, aber durchaus eine Horrorversion. Viele der beschrieben Szenen erinnern nur zu deutlich an das NS-Regime – und dieser Vergleich ist überaus gewollt. Huth zeigt unter anderem, dass sich derartige Schreckensvision jeder Zeit wiederholen können.

„Berlin Reqiuem“ ist nicht gemacht für den klassischen Fantasy- oder Horrorleser. Es ist kein Buch zum Berieseln lassen oder zum reinen Gruseln. Hier darf auch nachgedacht und hinterfragt werden. Man erhält ein gutes Rundumpaket zur Situation. Die meisten der beschriebenen Figuren sind im Journalismus oder der Politik angesiedelt. Besonders stechen Sarah und Ben hervor, zwei Reporter, die auf eigene Faust in das abgesperrte Territorium vordringen. Sie auf der Suche nach dem türkisch-stämmigen Teil ihrer Familie, er auf der Fährte einer großartigen Story.

Ein ungewöhnlicher, aber guter Roman! „Berlin Reqiuem“ lässt sich in keine vorgefertigten Schablonen drücken und ist vor allem für all jene etwas, die politischen Ränkelspielen gegenüber nicht abgeneigt sind.

Peter Huth: Berlin Requiem.
Heyne, April 2014.
336 Seiten, Taschenbuch, 12,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Janine Gimbel.

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