Olivier Guez: Koskas und die Wirren der Liebe

Jacques Koskas stammt aus einer jüdischen Familie, die in Frankreich lebt und in der die religiösen Traditionen hochgehalten werden. Dass er selbst damit jedoch weniger am Hut hat, wird schon in der ersten Szene von Olivier Guez‘ Debütroman deutlich: Kurz bevor am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur aus der Thora gelesen werden soll, ist Jacques weggedämmert und hat einen erotischen Traum.

Im Folgenden versucht er, sich zum Leidwesen seines strengen Vaters den Gebräuchen zu entziehen. So sitzt er während des Gottesdienstes rauchend in einem Park.

„Koskas und die Wirren der Liebe“, so heißt dieser von Nicola Denis übersetzte französische Roman, lebt vor allem von dem subtilen Humor, den der Autor stilistisch hervorragend in fast jede Zeile streut. So werden Jacques moralisch strenge Verwandte liebevoll durch den Kakao gezogen. Der eine betreibt Völlerei, der andere ist ein Geizkragen und Hypochonder mit Hang zum Analphabetismus.

Jacques entflieht diesem Milieu, zieht nach Berlin und arbeitet dort als Reporter, der sich jedoch eher in diverse Affären stürzt statt in seine Arbeit. Dann lernt er die Liebe seines Lebens kennen, Barbara, und alles ändert sich …

Neben dem Humor ist es auch der Kontrast zwischen der Leichtlebigkeit des Titelhelden einerseits und der strengen Gläubigkeit seiner Familie andererseits, der diesen Roman lesenswert macht.

Auch Jacques selbst wird im Verlauf der Handlung immer wieder zwischen diesen beiden Extremen hin- und hergeworfen.

Möglicherweise allerdings, so steht zu vermuten, ist der Roman für Leser mit jüdischen Hintergrund interessanter als für andere, und möglicherweise hätte dem Text auch die eine oder andere Kürzung gutgetan.

Olivier Guez wurde durch seinen zweiten Roman „Das Verschwinden des Josef Mengele“ bekannt, der in Deutschland vor dem hier besprochenen Text erschienen ist.

Olivier Guez: Koskas und die Wirren der Liebe.
Aufbau Verlag, Februar 2020.
336Seiten, Gebundene Ausgabe, 22,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Andreas Schröter.

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