Olga Flor: Morituri

In einem monumentalen Wortölgemälde mit ausufernden Sprachkonstrukten und ineinander verschachtelten Einzelsätzen voller Neologismen bringt Olga Flor uns eine vom Leser diffizil zu entwirrende provinzpossenartige Breitbandbildgeschichte dar.

Auf Olga Flors Buch muss man sich konzentriert einlassen wollen. Das liest sich nicht nebenbei.  Es geht um viele Themen: Unter anderem um Korruption in der Politik und der Baubranche, Feminismus, sämtliche Probleme der Generation Ü50, fragwürdige Forschung, Affären und lieblose Seitensprünge, Tourismus und ein Attentat.

Max, ein Architekt mit ausgelaufenem Dienstvertrag, geschieden und Vater einer erwachsenen Tochter, kauft ein Haus am Land. Dort züchtet er Hühner und Bienen und erwägt, autark zu leben, was nicht durchführbar ist. Er pflegt seine Midlife-Crisis und gibt sich der Sinnlosigkeit seiner Existenz hin. Alle Handlungsstränge laufen kreuz und quer über und unter und um Max herum. Die Geschichte, sofern es eine gibt, wird dabei immer skurriler.

Kleine Probe dessen, was den Leser stilistisch erwartet: Es geht um die „patriarchatskompatible Frau“: „Dass sie die Religion, die ostentative Zurschaustellung, die öffentliche Abschnudelung religiöser Symbole – der sechste Kreis der Hölle? – , dass sie das bedienen würde müssen, eine andere Sache. Oder nicht, doppelte Heuchelei? (Korrektur: achter Höllenkreis, sechster Graben). …“ S. 181.

Gedacht ist der Text wohl als Satire. Auf mich persönlich wirkt er streckenweise wie ein auf einander gestapelter Wirrwarr. Zu viele Themen, zu viele Handlungsstränge, zu wenig greifbare Figuren. Darum muss ich leider sagen, dass mich das Buch nicht angesprochen hat.

Olga Flor: Morituri.
Jung u. Jung, März 2021.
208 Seiten, Gebundene Ausgabe, 22,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Karina Luger.

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