Kristina und Jan müssen die Weihnachtsferien bei ihren italienischen Verwandten in Venedig verbringen, weil ihr alleinerziehender Vater beruflich in Afrika zu tun hat. Ihre Urgroßmutter, die Nonna, eine herrschsüchtige und schlechtgelaunte kleine Person, zeigt Kristina und Jan deutlich, dass sie über den Besuch aus Deutschland nicht erfreut ist. Ihre Tante Sara, eine Greenpeaceaktivistin, ist auch keine Hilfe. Sara hat sich nach einer gescheiterten Beziehung zu einem Kollegen in den zu einem Hotel umfunktionierten Palazzo der Familie zurückgezogen und gibt sich ihrem Liebeskummer hin.
In dem alten, zugigen Palazzo geht Merkwürdiges vor sich. Dinge verschwinden, Möwen attackieren das Haus, die Geschwister sehen altmodisch gekleidete Kinder, die es eigentlich nicht geben dürfte. Nachts erheben sich unheimliche Schemen aus der Lagune und gleiten katzengleich die Wände des Palazzos hinauf. Sara wird vom tiefen Wasser wie magisch angezogen und wagt sich immer wieder gefährlich weit in die Lagune hinein.
Kristina und Jan beschließen, das Rätsel um den alten Palazzo zu lösen und geraten in ein Venedig, das ganz anders ist als die goldene Lagunenstadt, die jedes Jahr unzählige Touristen anzieht: ein schillerndes und gefährliches Reich der Geister und Schattenwesen, die Venedig ohne Wissen ihrer Bewohner eigentlich beherrschen. Die Geschwister werden hineingezogen in einen Strudel mysteriöser Ereignisse, der mit einem uralten Fluch zusammenzuhängen und in deren Mittelpunkt Kristinas und Jans Tante Sara zu stehen scheint.
Nina Blazon erzählt in ihrem neuen Jugendroman eine spannende Geschichte, die auf blutige Effekte verzichtet und ihre Spannung aus der unheimlichen und düsteren Atmosphäre bezieht, die die Autorin mit ihrer poetischen Sprache erschafft. Vor dem Auge des Lesers entsteht das faszinierende Bild eines reichen und prachtvollen Venedigs, das schon vor Jahrhunderten untergangen ist und doch in die Gegenwart hineinwirkt. Blazons beinahe lyrische Schilderungen des nächtlichen Venedigs sind betörend schön und entwickeln einen Sog, dem auch der jugendliche Leser sich kaum entziehen kann.
Fazit: Ein gelungener Jugendroman mit sensibel gezeichneten Protagonisten und einer poetischen Sprache, die dieses Buch aus der Flut der Neuerscheinungen in diesem Genre deutlich heraushebt.
Nina Blazon: Laqua – Der Fluch der schwarzen Gondel.
Cbj, August 2012.
384 Seiten, Gebundene Ausgabe, 16,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Martina Sprenger.