Nun ist es also doch passiert. Die Harrowmores müssen ihr Schloss verlassen. Zwei von ihnen haben es tatsächlich gewagt, mit Arbeit Geld zu verdienen, und das entspricht nicht den Bedingungen der Erbschaft. Nun gut, in zumindest einem Fall ist Livie daran nicht ganz unschuldig gewesen. Der neue aktuelle Herr von Harrowmore ist ein nerviger Australier, aber das ist ganz bestimmt nicht der Grund dafür, dass Livie es irgendwie versäumt hat, ihn vor seinem vielleicht bevorstehenden Tod zu warnen. Die Hölle ist aber ohnehin nicht gut auf sie zu sprechen und so kommt es zu einer „Beförderung“, was in Höllenkreisen selten etwas Gutes bedeutet. Livie findet sich als Todesbotin in Ausbildung wieder, auf Harrowmore zieht eine neue Banshee ein (der sich sehr viel leichter mit seiner neuen Aufgabe abfindet als Livie vor 10 Bänden – aus Gründen). Endlich kann Livie die Qualen nachempfinden, die ihr Vorgesetzter und Geliebter Walt stets durchmacht, wenn einem Harrowmore der Tod droht.
Aber sie lernt auch, woher der leckere Kakao kommt, denn er ihr in bösen Stunden kredenzt und warum der für Todesboten überlebensnotwendig ist. Neben dem ganzen Stress muss sie auch noch herausfinden, woher die Weiße Frau kommt, die plötzlich im Schloss herumspukt und von der noch nie vorher jemand gehört hat. Und was hinter dem unsympathischen Australier steckt, der sich als der neue Herr aufspielt und den Bansheejob erschwert, weil er die Todesbotenvorahnungen durcheinanderbringt.
„Banshee Livie“ ist eine meist amüsante, manchmal sehr ernste Serie von Miriam Rademacher, auf die ich mal über Spotify gestoßen bin. Die ersten Folgen gibt es auch als Hörbücher, auch sehr gut, aber leider leider nur die ersten zwei oder drei Bände. Ich fand die Geschichte faszinierend genug, um mit den Büchern weiterzumachen, und gerade ist der 10. Band der Reihe erschienen. Es ist genau richtig viel Drama für einen Wohlfühlabend bei Kerzenschein, also nicht keins, aber auch nicht zu viel. Ich liebe den flüssigen Schreibstil von Miriam Rademacher, der mich in die Geschichte hinein und am Ende wieder hinausführt. Immer sicher, dass am Ende alles gut wird, kann man sich von den Orten und Figuren einfach verzaubern lassen. Und es sind alles liebevoll gestaltete Figuren. Ob Sniff, der kleine Alleswisser in seinem Aquarium oder der Geist des namenlosen Mädchens, das vor vielen Jahren während eines Großbrandes ums Leben kam. Sie alle haben ihren Platz in diesem Universum und ich freue mich immer, wenn sie hin und wieder auftauchen.
Miriam Rademacher: Banshee Livie 10: Notwehr für Newcomer
Sternensand Verlag, November 2024
Taschenbuch, 316 Seiten, 14,90 Euro
Diese Rezension wurde verfasst von Regina Lindemann.