Zwei ganz besondere Figuren prägen diesen Roman, zwei Menschen, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Und dennoch werden sie Freunde.
Vor allem der einsame Ingemar Modig ist eine Figur, die man einfach mögen muss. Ja, man möchte ihn in den Arm nehmen, trösten und beschützen vor der Welt, die ihm so grausam vorkommt. Und da ist Dalia, das fußballverrückte Mädchen aus Syrien, mutig ohne Rücksicht auf Verluste, beladen mit leidvollen Erinnerungen.
Diese Beiden begegnen sich durch einen Zufall. Ingemar, seit einem tragischen Ereignis psychisch schwer gestört, zählt alles, in der Hoffnung und dem Wunsch, das Ergebnis möge sich durch Drei teilen lassen. Er zählt die Autos auf einem Parkplatz ebenso wie die Bäume auf der Tapete in seinem Wohnzimmer. Ingemar, über 60 Jahre alt und früher erfahrener Fußballtrainer, erkennt sofort das unglaubliche Talent der kleinen Dalia. Sie ist die Wildeste auf dem Spielfeld zwischen all den älteren Jungs, zumindest so lange, bis ihr Vater sie für alt genug befindet, ab jetzt das vorgeschriebene Kopftuch zu tragen.
Bis diese beiden Menschen sich am Ende gegenseitig helfen, geschieht einiges in dem Stadtviertel, in dem sie wohnen. Ein betrügerischer Journalist, ein aufrührerischer Jugendlicher und verleumderische Nachbarn spielen dabei eine wichtige Rolle. Ingemar, der sich ständig dreimal auf den Oberschenkel klopft, sobald er sich in die Enge gedrängt fühlt und Dalia, die sich nichts sehnlicher wünscht, als ohne Kopftuch spielen zu dürfen, durchleben einige dramatische Momente.
Erzählt wird das von Mikael Bergstrand, erfolgreicher schwedischer Autor, in sehr berührenden Szenen, mit einfühlsamen Worten und Bildern. Leider gelingt es ihm nicht, Klischees zu vermeiden, wie die Mutter des renitenten Jugendlichen, die von ihrem Partner verprügelt wird oder die Verhaltensweisen der syrischen jungen Männer. Auch ist ein Vorkommnis, das sich aus der Freundschaft zwischen dem alten Mann und dem kleinen Mädchen ergibt, sehr vorhersehbar. Hier hätte mir gerade die Auslassung dieses so Erwartbaren besser gefallen.
Doch das stört nicht wirklich, passt es doch in das Gesamtbild, das der Autor von der schwedischen Gesellschaft, insbesondere in diesem Stadtviertel, zeichnet.
Klare Leseempfehlung für Liebhaber von besonderen Romanfiguren, die im Gedächtnis bleiben.
Mikael Bergstrand: Zusammen ist es Freundschaft.
Aus dem Schwedischen übersetzt von Gabriele Haefs.
Fischer Scherz, März 2022.
352 Seiten, Taschenbuch, 16,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Renate Müller.