Michael Pollan ist ein erstaunlicher Geschichtenerzähler. Seine spannenden Einblicke haben mich in einen regelrechten Leserausch versetzt. Er berichtet vom täglichen Koffein-Konsum (der beliebtesten psychoaktiven Droge auf dem Planeten), über den zeremoniellen Gebrauch von Meskalin seitens der amerikanischen Ureinwohner bis zur jahrhundertealten Anwendung von Opiaten zur Schmerzlinderung.
Als Leser erfahren wir, dass etwa neunzig Prozent der Menschen regelmäßig Koffein konsumieren und diese meistkonsumierte psychoaktive Droge auch in Form von Limonade Kindern gegeben wird. Das Heimtückische daran ist, dass wir es immer wieder zu uns nehmen, um einen Schlafmangel auszugleichen, der größtenteils die Folge des Koffeinkonsums ist.
„Gewöhnlich betrachten wir Koffein nicht als Droge und unseren täglichen Konsum nicht als Abhängigkeit, doch das liegt nur daran, dass Kaffee und Tee legal sind und unsere Sucht gesellschaftlich akzeptiert ist.“ (S. 7)
Furchtlos ehrlich nimmt uns Michael Pollan mit auf seine Forschungsreise und lässt auch den US-amerikanischen Drogenkrieg nicht unerwähnt: „[…] bei dem die Regierung ein paar Gärtnern, die Mohn anbauten, um einen milden narkotischen Tee zu kochen, mehr Aufmerksamkeit widmete als einem Pharmakonzern, der wissentlich Millionen von Amerikanern nach seinem von der FDA zugelassenen Opiat OxyContin süchtig machte.“ (S. 10) Einer dieser Gärtner war auch der Autor selbst.
Der Schreibstil hat mich mit seiner meisterhaften Storytelling-Manier ab dem ersten Satz verzaubert, sodass ich die 286 Seiten innerhalb von zwei Tagen verschlungen habe, da ich einfach nicht aufhören konnte zu lesen. Dabei habe ich jede einzelne Passage absolut verzückt studiert und auf mich wirken lassen. Es ist eines der klügsten und raffiniertesten Bücher, die ich jemals gelesen habe. So brisant und spektakulär, dass es mich in jeder erhofften Weise zum Nachdenken angeregt hat.
Es wird keine Pause gemacht, ununterbrochen überrascht uns der Autor mit weiteren aufregenden Erkenntnissen und unterhaltsamen Stories; es gab keinen einzigen Moment, in dem der Sprachstil abgeflacht ist, in dem ich „Langeweile“ gespürt hätte.
Ich muss nun zum Ende meiner Review kommen, denn mir gehen langsam die Wörter der Superlative aus. „Kaffee Mohn Kaktus“ ist ein einzigartiges Wissenschaftsbuch mit wunderschönem Cover, das mich mit allen Facetten begeistert hat.
Diese fabelhafte literarische Symbiose aus anschaulichen historischen Fakten, wissenschaftlichen Aspekten, Reportage-Vibes und persönlichen Anekdoten samt Erfahrungsberichten (über pflanzliche Moleküle zur psychedelischen Bewusstseinsveränderung) kann ich absolut jedem ans Herz legen. Mehr als empfehlenswert!
Michael Pollan: Kaffee Mohn Kaktus: Eine Kulturgeschichte psychoaktiver Pflanzen.
Verlag Antje Kunstmann, April 2022.
432 Seiten, Gebundene Ausgabe, 28,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Olivia Grove.