Es gibt Autorinnen, die enttäuschen ihre Leserinnen nie. Mhairi McFarlane ist so eine Autorin. Wenn man ein Buch in die Hand nimmt, den ersten Satz, den ersten Absatz liest und dann erst wieder aufschaut, wenn man den letzten Satz gelesen hat – dann ist es bestimmt ein Buch von ihr.
Sie fängt ihre Leserin ein, sofort. Dabei ist es schwer zu sagen, woran es liegt, warum es sofort, auf der ersten Seite geschieht. Vielleicht liegt es an den so lebendigen, sympathischen Figuren, die stets so wirken, als könnten es deine Nachbarn sein, Kolleginnen, Menschen, die du gerne zum Freund, zur Freundin hättest. Vielleicht liegt es an ihrem so lebendigen Stil, den Dialogen, die so lebensecht, natürlich klingen, so wie die Menschen um dich herum eben sprechen. Oder liegt es an der durchdachten, mit hohem Tempo ablaufenden Handlung, die ihre Spannung bis zur letzten Seite hält, auch wenn erfahrene Leserinnen das Happy End natürlich ahnen.
Woran auch immer es liegt, die Bücher der schottischen Autorin Mhairi McFarlane machen einfach Spaß. Im vorliegenden Roman ist der übliche Humor sehr zurückhaltend, ist doch die Geschichte an mancher Stelle wirklich tragisch.
Aus der Ich-Perspektive erzählt Eve von ihrer engen Freundschaft zu Susie, Ed und Justin. Alle vier sind seit vielen Jahren unzertrennlich. Dabei ist Eve fast von Anfang an unsterblich in Ed verliebt. Der sich jedoch völlig überraschend mit seiner Dauerfreundin Hester verlobt. Der Abend, an dem dies geschieht, wird auch aus anderen Gründen zu einer Katastrophe, denn es kommt zu einem schweren Unfall, der die Freundesgruppe vor dramatische Veränderungen stellt.
Das liegt auch an einigen Geheimnissen, die nach und nach aufgedeckt werden. Daran nicht unbeteiligt ist Susies Bruder Finlay, der gar nicht so unfreundlich ist, wie Eve zuerst denkt. Eine gemeinsame Reise nach Edinburgh stellt sie vor neue Herausforderungen.
Das Besondere an den Romanen von Mhairi McFarlane ist auch, dass sie keine oberflächlichen Chick-Lit-Romane sind. Ihre Geschichten haben, bei allen witzigen Szenen und lustigen Dialogen, immer auch Tiefgang, sprechen Probleme an und zeigen tiefste Gefühle der Protagonisten. Auch wenn mir diesmal die tragischen Momente ein bisschen zu ausführlich sind, ein bisschen zu viel Tränendrüse, bleiben die geschilderten Gefühle stets realistisch. Welche Worte und Bilder die Autorin für diese Gefühle der Trauer, des Verlusts, aber auch für die Schmetterlinge im Bauch findet, ist genial. Nie wird es kitschig, nie verwendet sie Klischees. Zwar sind mir die vielen Assoziationen zu Musiktiteln etwas zu üppig eingestreut, was aber auch daran liegen mag, dass mir zumindest keiner der genannten Titel bekannt ist und damit die von der Autorin gewünschte Wirkung verpufft. Aber alles in allem war auch dieser Roman wieder eine wundervolle, herzerwärmende Geschichte. Bester Lesestoff für alle Romantikerinnen mit Lachfältchen.
Mhairi McFarlane: Du hast mir gerade noch gefehlt.
Aus dem Englischen übersetzt von .
Knaur, Oktober 2021.
432 Seiten, Taschenbuch, 11,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Renate Müller.