Stephanie, genannt Stevie, ist dem Tod näher als dem Leben, als sie in ein Therapiezentrum für Essstörungen eingewiesen wird. Es ist ihr selbsternanntes Ziel, sich einfach aufzulösen, immer kleiner, immer dünner zu werden, bis sie wieder mit ihrem verstorbenen Bruder vereint ist. Ihre Therapeutin Anna, die sie in Gedanken nur „SK“ für Seelenklempner nennt, hat da andere Pläne und ermutigt den Teenager, sich ihr zu öffnen. Schnell wird klar, dass Stevie mit allerhand zu kämpfen hat und auch ihre Mutter, die die Familie vor über einem Jahr verließ, nicht ganz unschuldig ist.
Die junge Protagonistin steht im Mittelpunkt des Erstlings von Meg Haston, der sich mit Essstörungen und ihren Auswirkungen befasst. Stevie ist anfangs verschlossen und öffnet sich lange Zeit auch nur für die Leserinnen und Leser, nicht für die Menschen in ihrer Umgebung, die ihr Bestes tun, das Mädchen zum Essen zu animieren. Die Autorin hat dabei eigene Erfahrungen einfließen lassen, da sie selbst einmal unter einer Essstörung litt. Nicht nur deshalb wirkt „Alles so leicht“ sehr authentisch. Man wird auch schnell mit Stevie warm und ist neugierig auf all die Geheimnisse, die sie tief in ihrem Inneren verbirgt.
Der Schreibstil ist sehr locker gehalten und schnell zu lesen, Die Geschichte entwickelt durch die Geheimnisse, die einerseits das Verschwinden von Stevies Mutter aber auch den Tod ihres Bruders Josh umgeben, eine ungemeine Sogwirkung. Stevie hat sich vorgenommen, am Jahrestag von Joshs Tod ebenfalls aus dem Leben zu scheiden. Zu Beginn der Romanhandlung und am Tag von ihrer Einlieferung in das Therapiezentrum sind es noch genau 27 Tage und mit jeder Seite wird deutlicher, dass sich Stevie nicht von ihrem Ziel abbringen lässt. Wie wird dieses Dilemma also ausgehen, wenn die Ärzte versuchen, sie am Leben zu halten, Stevie aber eigentlich nur sterben möchte?
Ein toller, authentischer Roman, der seinen ganz eigenen Bann um die Leserinnen und Leser strickt! Auch für Erwachsene durchaus zu empfehlen!
Meg Haston: Alles so leicht.
Thienemann Verlag, Juli 2015.
320 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Janine Gimbel.