Mathias Berg: Die Kriminalistinnen: Der Tod des Blumenmädchens

Historischer Kriminalroman aus der Flower-Power-Zeit, der sein Thema verliert

Der Kölner Autor siedelt seinen Kriminalroman im Düsseldorf des Jahres 1969 an, als die ersten Kriminalbeamtinnen eingestellt bzw. ausgebildet wurden. Sie stoßen auf wenig Begeisterung bei den männlichen Kollegen und auf wenig Respekt und Anerkennung in der Bevölkerung.

Im Mittelpunkt der Handlung steht Lucia Specht, die 22Jährige hat bisher als Sekretärin gearbeitet und ist nun zur Polizei gewechselt. Sehr zum Leidwesen, ja zum Ärger ihres Bruders und ihres Vaters. Doch seit dem Tod der Mutter, die vor Jahren einem Verbrechen zum Opfer fiel, das nie aufgeklärt wurde, zieht es Lucia zur Polizei.

Unter den strengen Augen des Vorgesetzten darf sie, ebenso wie die anderen jungen Frauen, die wie sie die Ausbildung in verschiedenen Abteilungen durchlaufen, erste eigene Ermittlungen durchführen, als in einer Wohnung die Leiche einer jungen Frau gefunden wurde. Das Mädchen gehörte zur Hippieszene in Düsseldorf und nach und nach finden Lucia und ihre Kollegen Details über ihr Leben heraus.

Zwischen die Ermittlungen und leider mit zu viel Übergewicht flicht der Autor die Lebensgeschichte Lucias und ihrer Familie, ihre psychischen Probleme, ihre Auseinandersetzungen mit dem Bruder, die ungeklärte Mordtat an ihrer Mutter und darüber hinaus auch noch diverse Männergeschichten ein. Das wird irgendwann eindeutig zu viel und lenkt derart vom Krimi-Plot ab, dass dieser viel zu sehr in den Hintergrund gerät. So wird aus dem eigentlichen Kriminalroman die Lebens- und Leidensgeschichte einer jungen Frau, wie man sie schon viel zu oft gelesen hat.

Dazu sind die Frauenfiguren der anderen weiblichen Kriminalanwärterinnen überladen. Alles vorhanden in gerade einmal 6 Frauen: ungewollte Schwangerschaft, ungewollte Kinderlosigkeit, gezwungene Schwangerschaft, lesbischer Freigeist, alles ein bisschen zu viel, zu dick aufgetragen.

Dabei ist auch der Schreibstil wenig herausragend, es gelingt dem Autor nicht, mir die Gefühle der Protagonistin greif- oder fühlbar zu machen.

Man darf annehmen, dass dieser Roman als erster einer Reihe angelegt ist. Fraglich, ob ich die weiteren Bände lesen werde.

Mathias Berg – Die Kriminalistinnen: Der Tod des Blumenmädchens
emons, April 2023
Taschenbuch, 336 Seiten,  14,00 €

Diese Rezension wurde verfasst von Renate Müller.

Teilen Sie den Beitrag mit Ihren Freunden und Kontakten:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.