Die Anwältin Carla Winter fällt auf. Sie ist nicht nur sehr attraktiv, sondern auch in ihrem Beruf erfolgreich. Der Autor Lukas Erler hat inzwischen seinen dritten Kriminalroman mit dieser starken und eigensinnigen Anwältin in die Welt der Lesenden geschickt. Er beginnt mit einer gescheiterten Entführung. Bei dem anschließend provozierten Autounfall wird Carla verletzt und ihr Beifahrer getötet. Nachts im Krankenhaus sieht Carla eine Griechin, die scheinbar verwirrt durch die Gänge läuft. Irgendetwas an dieser Frau spricht Carlas Hilfsbereitschaft an und weckt ihre Neugier. Wenig später erfährt sie, jemand habe der Griechin eine schwere Kopfverletzung zugefügt und sie mehr tot als lebendig am Flussufer abgelegt. Den Grund für diese Brutalität will Carla herausfinden. Wer macht so etwas? Was will dieser Täter verbergen?
Zur gleichen Zeit erhält Carla von einem Unbekannten schwarze Dahlien und ein erschreckendes Geschenk. Beides weist indirekt auf die grausame Ermordung einer Frau hin. Carla sieht darin psychologisch geschickt verpackte Drohungen, die sich in ihren Verstand einnisten und gleichzeitig ihren Alltag einschränken.
Der Autor Lukas Erler aus Bielefeld ist in der Verlagswelt vor über fünfzehn Jahren aufgefallen, als er für seine beiden ersten Kriminalromane mit dem Friedrich-Glauser-Preis nominiert worden ist. Auch seine ersten Jugendromane wurden für einen Preis vorgeschlagen oder ausgezeichnet. Dabei ist das Schreiben erfolgreicher Bücher nicht unbedingt im Zentrum seiner Lebensplanung gewesen, denn er studierte Soziologie, Philosophie und Sozialgeschichte. Heute arbeitet er als Soziologe und ist Logopäde in der neurologischen Rehabilitation in Nordhessen. Nach seinem Themenschwerpunkt ökologischer Thriller ist er bei der organisierten Kriminalität geblieben.
Seine Heldin der letzten drei Kriminalromane arbeitet in Frankfurt. Carla Winter ist eine engagierte Frau, die hinschaut und mitdenkt. Vielleicht sieht sie aus diesem Grund mehr als andere. Auf jeden Fall geht sie bei ihren Nachforschungen stets an ihr Limit und riskiert mehr, als für sie gut ist. An ihrer Seite hat sie im Laufe der Jahre Mitstreiter gefunden, die Carlas effektive Rachefeldzüge gegen das Verbrechen unterstützen. Daraus sind nicht nur sehr kurzweilige und spannende Geschichten geworden, sondern sie öffnen auch Fenster zu gewalttätigen Schauplätzen, von denen man eventuell nur eine Randnotiz in den Zeitungen liest.
Man könnte diese Carla Winter mit einer Kampfhündin vergleichen, die ihre Zähne in die Waden diverser Verbrecher schlägt und ohne Rücksicht auf Gegenwehr nicht mehr loslässt. Aus dieser Wucht gewinnt Lukas Erler eine Spannung, die fesselt und neugierig auf seine anderen Bücher macht.
Lukas Erler: Winter’s Game
Tropen Verlag/Klett-Cotta, März 2025
240 Seiten, Taschenbuch, 17,00 Euro
Diese Rezension wurde verfasst von Sabine Bovenkerk-Müller.