Livia Haydon: A Whispered Curse

Madison beginnt ihren Masterstudiengang verspätet im Semester und hat davor nur im Fernstudium gelernt – das Campusleben ist damit eine komplett neue Erfahrung für sie. Dazu auch noch eine, die nicht sonderlich gut beginnt, als sie sich im Waschraum irrt und prompt mit einem arroganten, kaum bekleideten Typen zusammenstößt. Von diesem Moment an scheint das Schicksal ein Auge auf die beiden geworfen zu haben, denn sie laufen sich wieder und wieder über den Weg. Und obwohl die Anziehung zwischen ihnen unleugbar ist, bleibt der Fremde – Darien – auf Abstand. Sein Beweggrund: Auf ihm lastet ein Familienfluch und körperliches Begehren ruft eine Dämonin auf den Plan, die seiner Partnerin die Lebensenergie raubt.

Dennoch schaffen es die beiden nicht, sich voneinander fernzuhalten. Kann Madison Darien helfen, den Fluch zu lösen, der verhindert, dass er anderen Menschen nahe kommt?

Livia Haydons Roman „A Whispered Curse“ verspricht viel zu sein: ein Erotik- und Fantasy-Roman in einem. Leider ist er aber weder erotisch, noch sind die inhaltlichen Ideen ausgearbeitet genug, um wirklich von einer Geschichte sprechen zu können. So kommt etwa die Lösung des Problems sehr plötzlich, vollkommen unnachvollziehbar und halbherzig. Am Anfang habe ich das Buch noch genossen: Obwohl ich bis Seite 69 der festen Überzeugung war, eine schlechte Übersetzung zu lesen (ist es nicht, es ist die Originalausgabe), hat es Spaß gemacht – eben eine leichte Lektüre für zwischendurch. Leider häufen sich die Aussagen, die eine Feministin schwer schlucken lassen, gegen Ende aber: „Ein Mädchen wie du sollte unbedingt einen [Verlobungsring] an ihrem Finger stecken haben, bevor sie zum ersten Mal Sex hat“ (S.316) – eine Aussage, spielerisch vom Partner gesprochen, die nicht aufgearbeitet oder als Witz gekennzeichnet, sondern genauso stehen gelassen wird. Welch herrliche Werte der 50er hier doch überspringen.

Verklemmte Unsicherheit

Generell gibt es immer wieder Aussagen der Protagonistin, die sie als das Gegenteil einer sexuell selbstbestimmten Frau auszeichnen. Sie ist unsicher und vermittelt die Einstellung, dass verklemmte Unsicherheit bei Frauen der Normallfall und einzig richtige Weg ist. Wer ist denn die Zielgruppe von sowas? Unsichere junge Frauen, die durch solche Bücher nur noch unsicherer werden und komplett falsche Werte vermittelt bekommen oder selbstbewusste Frauen, die bei derlei Beschreibungen nur den Kopf schütteln können. Oder meinetwegen auch Männer, die hoffentlich noch irgendeine Zwischenetappe wahrnehmen, bevor sie mit solchen Bildern im Kopf einer Frau zu nahe kommen. Klar, Sexismus in der Erotikbranche ist der Alltag, aber wenn sich ein Medium klar an junge, beeinflussbare Frauen richtet, kann das keine Ausrede sein.

So leid es mir nach dem recht unterhaltsamen Anfang tut: Ich kann „A Whispered Curse“ nur denjenigen empfehlen, die ein überholtes Rollenbild weiter in unsere Gesellschaft integrieren wollen. Also hoffentlich niemandem.

Livia Haydon: A Whispered Curse.
Piper, März 2023.
318 Seiten, Taschenbuch, 18,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Isabella M. Banger.

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Ein Kommentar zu “Livia Haydon: A Whispered Curse

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