Die siebzehnjährige Julia, die das Kaffeeimperium ihrer Familie übernehmen soll, wird von ihren Eltern wegen ihrer schlechten schulischen Leistungen aus dem privat geführten Internat genommen und auf eine Schule in ihrem Wohnort Bremen geschickt. In ihrer neuen Klasse lernt sie Isabell kennen, die viele Jahre mit ihren Eltern in Guatemala gelebt hat und nun bei ihrer Großmutter wohnt.
Bei den Nachforschungen zu einer gemeinsamen Projektarbeit über den Kaffeehandel im beginnenden 20. Jahrhundert finden die beiden unterschiedlichen Mädchen heraus, dass ihre Ururgroßmütter Margarete und Elise sich im Jahr 1902 während einer Altantiküberquerung von Deutschland nach Guatemala kennengelernt haben. Die Briefe und Tagebuchaufzeichnungen der reiselustigen Elise, der Ururgroßmutter Isabells, enthüllen auch Details aus der Vergangenheit Margaretes, die in Julias Familie unter Verschluss gehalten werden.
Doch die beiden Mädchen decken nicht nur nach und nach die Ereignisse in der Vergangenheit auf. Auch die sorgsam gehüteten Geheimnisse der Gegenwart kommen während ihrer Nachforschungen ans Licht. So gibt die Projektarbeit Julia und Isabell den Anstoß zu einer intensiven Auseinandersetzung mit den Ansprüchen ihrer Eltern und ihren eigenen Wünschen und Plänen für die Zukunft.
Laura Antoni schildert in ihrem ersten Jugendroman das Leben von vier höchst unterschiedlichen jungen Frauen, die das Schicksal durch Zufall zusammengeführt hat. Die Autorin springt sprachlich virtuos zwischen den Zeitebenen und den Schauplätzen hin und her.
Vor den Augen der Leserinnen entsteht ein ungeheuer sinnliches Bild des exotischen Landes Guatemala mit seinen riesigen Kaffeeplantagen, den Nebelwäldern und Vulkanen, ein mit farbenprächtigen Pflanzen und ungewöhnlichen Tieren bevölkertes Paradies. Doch auch die Armut des Landes, die politischen und gesellschaftlichen Probleme in Vergangenheit und Gegenwart verschweigt die Autorin nicht.
In ihrer klaren und lyrischen Sprache, die sich niemals dem jugendlichen Lesepublikum anbiedert, erzählt Laura Antoni einfühlsam von den Schwierigkeiten des Erwachsenwerdens und des Loslösens von den eigenen Eltern, heute wie früher.
Fazit: Gut recherchierte und bewegende Geschichte mit einfühlsam geschilderten Heldinnen. Zum Mitfühlen und Träumen.
Laura Antoni: Im Land der Kaffeeblüten.
Thienemann, Oktober 2012.
400 Seiten, Gebundene Ausgabe, 16,95 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Martina Sprenger.