Ein Buch für Paris-Fans und alle, die hinter Kulissen und Fassaden der Menschen dort blicken möchten und wissen wollen, wie tickt diese Stadt mit ihren Bewohnern.
Julie Mebes schreibt in 38 kurzen Kapiteln wie sie selbst diese Stadt erlebt. So erzählt sie mit einem Blick aus ihrem Fenster im 1. Arrondissement von ihren Nachbarn, lässt uns teilhaben an höchst amüsanten Gesprächen mit ihrer Concierge, oder wir begleiten sie durch kleine Straßen und über große Boulevards, erleben ein Dichterseminar, finden uns in einem Supermarkt, im Louvre unter deutschen Foto-Touristen, undund…
Wer könnte Paris nicht besser beschreiben als Julie Mebes, die ehemalige Botschaftsrätin der EU, stellvertretende Botschafterin bei der UNESCO und ehemalige Diplomatin in Brüssel und Paris?
Seit 2010 hat sie ihren Dienst quittiert um in diesem, ihrem Paris wohnen zu bleiben. Man kann Julie Mebes verstehen. – Wo sonst auf der Welt fragt ein Kellner, der im Café die Bestellung aufnehmen möchte: „Was würde Ihnen Spaß machen?“, womit er doch zweifellos gleich dabei verdeutlicht, dass es beim Essen und Trinken schließlich um Genuss und Spaß geht.
Wir erfahren was es auf sich hat, auf welcher Seite der Seine man wohnt: Ob man sich eine Wohnung in Rive Gauche oder Rive Droite sucht, hat insofern eine Bedeutung, dass man danach nie mehr das Ufer wechseln wird. Überhaupt wohnt man in Paris klein, sehr klein, was man aber wohl erst richtig begreift, wenn einem eine Wohnung von sieben Quadratmetern angeboten wird.
Wir lesen davon, dass Paris die Stadt der Wasserschäden ist, oder dass in Paris der Small Talk Tradition hat. Anhand der beschriebenen Beispiele, empfindet man den deutschen Small Talk dagegen dann doch als sehr gewöhnlich und abgedroschen.
Oder wir erfahren wie die Pariser mit ihren Kindern umgehen, die sie wie kleine Erwachsene behandeln.
Ein weiteres Kapitel dreht sich um die organisierten und nicht organisierten Bettler, oder wie es für die Französinnen ist, wenn sie Kleider kaufen, oder was es mit dem „Ffft“, diesem ausschnaubenden Laut auf sich hat. Wir lesen, wie Komplimente zu werten sind, oder dass ein „Merci beaucoup“ nicht ausreicht…
Die Autorin gibt hier viele kleine, mehr oder weniger intime Einblicke und Episoden aus ihrem Paris preis, über die man sich immer wieder wundert und schmunzeln kann.
Julie Mebes: Der Himmel neben dem Louvre.
dtv, Juni 2015.
224 Seiten, Taschenbuch, 14,90 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Annegret Glock.