Jeff Zentner: Zusammen sind wir Helden

Dill, Lydia und Travis sind drei 17-jährige Jugendliche, die in diesem Sommer ihr letztes Jahr auf der High-School beginnen und in einer amerikanischen Kleinstadt leben. Wie es nach der Schule weitergehen soll? Darüber haben die Drei sehr unterschiedliche Ansichten. Lydia will in New York studieren gehen und setzt alles daran, gute Bewerbungen für Universitäten zu schreiben. Mit ihrem Modeblog ist sie supererfolgreich und begeistert ihre Leser. Dennoch hängt sie in ihrer Freizeit gerne mit Dill und Travis ab, die man eher als Außenseiter beschreiben würde. Dill leidet darunter, dass sein Vater, ein Prediger, vor wenigen Jahren wegen eines Verbrechens verurteilt wurde, von dem die Bevölkerung auch weiterhin glaubt, Dill könne es begangen haben. Er wird in der Schule gemobbt und im Ort beschimpft. Travis ist übergewichtig, versteckt sich in seinen Fantasybüchern und hat auch zu Hause nichts zu lachen. Ihre Zukunft sehen beide Jungs klar in dem kleinen amerikanischen Ort, an den Plätzen, die für sie vorherbestimmt sind. Das Schicksal geht jedoch manchmal seltsame Wege …

Jeff Zentners Buch hat in Amerika sehr gute Rezensionen erhalten. Er wird dort sogar als der neue John Green bezeichnet. Dass das nicht von ungefähr kommt, merkt man beim Lesen! Schon nach wenigen Kapiteln packt dieser Roman seine Leserinnen und Leser und lässt sie kaum mehr los. Dabei ist die Geschichte an sich nichts Besonderes. Drei Jugendliche in einer Provinzstadt, die mit den typischen und untypischen Problemen des Aufwachsens kämpfen. Aber diese drei Figuren sind so präzise und treffend gezeichnet, als würde man sie tatsächlich kennen. Besonders Dill ist eine Figur mit so viel Tiefe, dass sie dem wahren Leben entsprungen zu sein scheint. Er leidet sehr unter der Vergangenheit, die geprägt ist durch seinen Großvater und seinen Vater, der wegen des Besitzes von Kinderpornografie im Gefängnis sitzt. Dill wird täglich daran erinnert. Von seiner Mutter, die glaubt, Dill hätte seinen Vater verraten, als er im Zeugenstand nicht zugeben wollte, dass ihm selbst das pornografische Material gehört. Von den Anhängern der Gemeinde seines Vaters. Von den Menschen des Ortes. Und so sieht Dills Zukunft aus: Schuld, wo das Auge hinsieht. Immer wieder wird er an seine Vergangenheit erinnert werden.

Die Figuren sind mit viel Tragik gezeichnet und doch liest man dieses Buch sehr gerne. Es geht zu Herzen, hat aber auch schöne Momente. „Zusammen sind wir Helden“ gehört definitiv zu den unterschätzen Jugendbüchern, die viel zu wenig Beachtung erfahren. Diesen Roman sollte man lesen! Als Jugendliche ab 15 Jahren, gerne aber auch als interessierte Erwachsene, als Eltern von Teenagern.

Jeff Zentner: Zusammen sind wir Helden.
Carlsen, Dezember 2017.
368 Seiten, Gebundene Ausgabe, 17,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Janine Gimbel.

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