Nun ist es also soweit: Haruki Murakamis Fortsetzung „Die Ermordung des Commendatore 02: Eine Metapher wandelt sich“ ist am 16. April 2018 (Übersetzung Ursula Gräfe) im DuMont Verlag erschienen. Hinterließ der erste Band des Romans, der im Januar 2018 veröffentlicht wurde, viele offene Fragen, so ist die Spannung auf die Antworten in Band II groß. Und die Leserinnen und Leser sollen nicht enttäuscht werden.
Murakamis Protagonist, der Porträtmaler, sucht weiter nach seinem Malstil. Er porträtiert die dreizehnjährige Marie Akikawa und freut sich auf die sonntäglichen Sitzungen mit ihr. Währenddessen spielt der weißhaarige Herr Menshiki, der glaubt, dass Marie seine leibliche Tochter ist, sein eigenes Spiel. Er beginnt eine Affäre mit Maries Tante Shoko Akikawa. Marie hingegen hat kein gutes Gefühl mit Herrn Menshiki. Dafür entwickelt sie ein Vertrauensverhältnis zu dem Maler und erzählt ihm von ihrem geheimen Weg, der durch den Wald an dem alten Schrein und der Grube vorbeiführt. Sie besucht den Maler heimlich.
Derweil recherchiert Menshiki im Leben des Nihonga-Malers Tomohiko Amada, in dessen Haus der Porträtmaler wohnt, weiter und findet Details über die Familie heraus. Der Porträtmaler bittet Masahiko Amada, den Sohn Tomohikos, darum, ihn bei dem nächsten Besuch seines Vaters begleiten zu dürfen. Das Bild „Die Ermordung des Commendatore“ fasziniert ihn weiterhin. Und eines Nachts glaubt er, den alten Tomohiko im Atelier sitzen zu sehen.
Dann verschwindet Marie plötzlich. Der Porträtmaler fährt mit Masahiko in die Seniorenresidenz. Masahiko erzählt ihm etwas Wichtiges über seine Ex-Frau Yuzu. Bei dem Besuch geschehen merkwürdige Dinge, der Commendatore erscheint im Krankenzimmer und verlangt von dem Porträtmaler eine entscheidende Tat, um Marie zu retten. Und „Langgesicht“ führt ihn in den Untergrund.
Nach einigen Tagen tauchen der Porträtmaler und Marie wieder auf. Menshiki entdeckt den Maler glöckchenläutend in der Grube am alten Schrein. Und Marie erzählt einzig dem Porträtmaler, was ihr in der Zwischenzeit widerfahren ist. Sie verpacken „Die Ermordung des Commendatore“ und „Mann mit weißem Subaru Forester“ und bringen die Bilder zurück auf den Dachboden. Danach trifft sich der Porträtmaler mi seiner Ex-Frau Yuzu wieder und beschließt einen Neuanfang. Tomohiko Amada stirbt und sein Haus fällt einem Brand zum Opfer.
Haruki Murakami bingt mit dem zweiten Band des Romans Licht ins Dunkle der Geschichte um den Porträtmaler und das geheimnisvolle Bild „Die Ermordung des Commendatore“. Er spinnt den Faden weiter zwischen Wirklichkeit, Mystik und Phantasie. Dabei schließt die Fortsetzung erzählerisch nahtlos an den ersten Teil des Romans an. Wie in ersten Band lässt Murakami seine Hauptfigur ein bisschen viel an weibliche Brüste, seine kleine Schwester und seine Ex-Frau denken.
Nichtsdestotrotz läuft die Geschichte spannend auf ihren Höhepunkt zu, und die Figuren entwickeln sich glaubhaft fort. Die losen Fäden der Geschichte finden ihre Verknüpfungen, offene Fragen ihre Antworten.
Murakami hält den magischen Zauber, der mich als Lesende fasziniert weiterlesen lässt, beinahe bis zum Ende aufrecht. Allerdings nur bis zu den letzten beiden Kapiteln des Buches, in denen Murakami die Lesenden zurück in die schnöde Gegenwart und an das Ende der Geschichte schleudert.
Mit den letzten Seiten des Buches verfliegt der ganze Zauber der Geschichte und macht der ernüchternden Lese-Erkenntnis Platz, dass ein Neuanfang manchmal auch ein Rückschritt sein kann. Schade, da war mehr drin.
Haruki Murakami: Die Ermordung des Commendatore 02: Eine Metapher wandelt sich.
DuMont Buchverlag, April 2018.
496 Seiten, Gebundene Ausgabe, 26,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Sabine Sürder.