James A. Sullivan: Die Chroniken von Beskadur 02: Das Orakel in der Fremde

Seit Generationen machen sich Inkarnationen einer legendären Heldin auf die Suche nach etwas, das das Volk der Elfen vor langer Zeit verloren hat. Der Raub der Seelenmagie kann nur über die Inkarnation und die Reisetagebücher der einstigen Abenteuerin und Heldin Naromee aufgeklärt werden. Im ersten Teil der Dulogie lernten wir die siebte Inkarnation, Ardoas kennen. Wir erlebten mit, wie er auszog, die verschollenen, ihm nicht zugänglichen Erinnerungen seiner Ahnin über das Aufsuchen ihrer Ziele in sich freizusetzen. Auf seinem Weg wurde er verfolgt, verraten und bekämpft, fand aber auch Gefährten und letztlich die Liebe zu zwei ganz ungleichen Gefährten. Dass er bei der Suche sein Leben ließ, dass er seine Geliebten zurückließ ist tragisch, bewiesen die Angriffe auf ihn doch, dass sie auf der richtigen Fährte waren.

Nun, einige Jahre später ist die nächste Inkarnation bereit, seinem Weg zu folgen. Ardoas III, die achte Inkarnation der Naromee macht sich auf die Suche nach alten Freunden, Geliebten und Rätseln. Dass gleich zu Beginn seiner Queste ein bis dato in der Höhe unvergleichliches Kopfgeld auf ihn ausgesetzt wird, beweist, dass er den Drahtziehern hinter dem Verschwinden von Magie und Naromee immer näher kommt ….

James A. Sullivan hat ein Faible für Elfen. Zusammen mit Bernhard Hennen kreierte er die gleichnamige Völkersaga, die im Heyne Verlag publiziert wurde (und bei der er als Mitverfasser auf dem Cover nach wie vor nicht genannt wird), jetzt legt er bei Piper zwei Bände um die Spitzohren vor. Im ersten Teil stellte uns Sullivan seine Welt, die darin lebenden Völker und die Rätsel vor. Es folgten Geheimnisse, Kämpfe und eine Dreiecksbeziehung, die allen Beteiligten Erfüllung brachte. Dass im Finale unser Held abtrat, ließ den Lesenden nägelkauend zurück. Vorliegender Band sollte hier die Handlung abschließen.

Leider dauert es doch geraume Zeit, bis der Plot wirklich Spannung aufbaut und voran schreitet. Die erste Hälfte des Romans über passiert – wenig, nichts! Ja, unsere neue Inkarnation macht sich, gut ausgebildet und reich beschenkt auf den Weg, trifft auf uns aus dem ersten Teil bekannte Orte und Figuren, knüpft an alte Beziehungen, Freundschaften und Liebschaften an, aber sonst passiert eigentlich nicht wirklich viel. Offenbarungen gibt es keine, Ardoas III reitet durch die Gegend, ein paar Verfolger haben sich auf seine Fährte gesetzt, die Kämpfe gegen diese aber werden eher nebensächlich abgehandelt. Grundsätzlich wäre dies beileibe nicht zu kritisieren, statt die ausufernde Beschreibung von spritzendem Blut, abgeschlagener Gliedmassen oder Leid der Verletzten ein interessant aufgezogenes Geheimnis, fremde Gesellschaften, Rätsel und finstere Intrigen – nur ist von all dem in der ersten Hälfte des Buches nichts zu sehen. Die Handlung plätschert ebenso uninspiriert vor sich hin, wie ihr Protagonist durch die Länder reitet – geruhsam, seltsam entrückt, undramatisch.

Ja, in der zweiten Hälfte wird es besser, kommt Spannung und letztlich auch Tempo auf, doch die Schwerpunkte wurden meines Erachtens falsch gelegt. Weniger Einführung, die Diversität ein klein wenig als Selbstverständlichkeit in den Hintergrund gerückt, weniger Langeweile zu Beginn dafür deutlich früher mehr Dramatik und fesselnde Ereignisse hätten dem Buch gut getan. So bleibt eine Enttäuschung auch, weil dem Plot anzumerken ist, dass Sullivan es – deutlich – besser kann und hier Potential verschenkt wurde.

James A. Sullivan: Die Chroniken von Beskadur 02: Das Orakel in der Fremde.
Piper, Januar 2022.
432 Seiten, Taschenbuch, 17,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Carsten Kuhr.

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