Zum wiederholten Male versinkt die Welt in Dunkelheit. Weltendonner, so nennen es die Barden treffend, wenn Menschen, um zu überleben, zu Bestien werden. Dichte Wolken verschleiern die Sonne, die ewige Nacht bricht an. Tiere wie Pflanzen sterben, der Mensch hungert und beweist einmal mehr, dass er in Zeiten der Not, und solche herrschen, das gefährlichste Raubtier der Welt ist. Wer überleben will, der hat keine andere Wahl als zu kämpfen – mit allem was er oder sie hat. Für Rücksichtnahme, für Freundschaft und Loyalität bleibt kein Raum – es gilt die nächsten Stunden, den nächsten Tag zu überleben.
Doch selbst in dieser Welt gibt es Bündnisse, die eingehalten werden. Und es gibt Liebe. Einst waren sie Verbündete, dann ein Paar. Doch die Idylle auf einer einsamen Insel dauerte nicht lang. Die Rede ist von Szuma und Lambes. Der Commodore, ein weißhaariger Mann, ein Verräter und Schlächter, hat sie gefangen genommen, köpft den Mann und vergewaltigt und foltert die Frau.
Dass Szuma die Marter überlebt hat er nicht gedacht. Nun hat sich die Kriegerin mit der nachtschwarzen Haut, den Zeichnungen auf ihrem Körper und dem unbändigen Willen auf Rache auf seine Fersen geheftet. Sie hat nur noch ein Lebensziel – blutige, schmerzhafte Rache für den Mord an ihrem Geliebten zu nehmen. Ihr Weg führt sie tief hinein in die nordische Wildnis – einer Gegend, in der die Ripper, blutgierige Bestien ebenso lauern, wie drei gefallene Göttinnen und Sklavenhalter der besonderen Art ….
Ivo Palas Dark World Saga liest sich ein wenig anders, als die gewohnten Fantasy-Epen. Nichts ist es mit einer Gruppe jugendlicher Helden, die ausziehen, die Welt zu retten. Auch Elfen und Zwerge sucht man vergebens. Nicht einmal Zauberer mit spitzen Hüten kommen vor – statt dessen erwartet den Leser eine Welt, in der es finster zugeht. Buchstäblich und metaphorisch finster, sind es doch Zeiten der Not von denen uns Pala berichtet.
Nach den ersten beiden, zusammenhängenden Romanen kehrt der Autor mit vorliegendem Werk auf diese Welt, die ohne Licht, ohne Sonne auskommen muss, zurück. Zwar ist es keine direkte Fortsetzung zu den ersten Teilen geworden, wohl aber kommen bekannte Figuren hier vor und wird das Erzählgarn weiter gesponnen.
Wir verfolgen den Plot aus drei Perspektiven – zum Einen natürlich aus der Sicht der auf Rache drängenden Szuma, die im Verlauf der Handlung noch auch für sie neue Fähigkeiten entdeckt. Mit dieser toughen Frau durchqueren wir hauptsächlich die Welt, in der alle Regeln ausgesetzt sind, in der ein Jeder nur nach sich selbst schaut. Dazu gesellt sich in recht kurzen aber wichtigen Kapiteln die Sicht von Szumas Wild – sprich Zane Arkeen, der Commodore darf selbst das Wort ergreifen und sich als mitleidloser Widerling präsentieren. Und dann gibt es da noch Amalya, ein kleines Mädchen, das von ihrem eigenen Vater in die Sklaverei verkauft wurde, der es gelang, aus dem Bergwerk, in dem sie ihre Arbeit verrichten musste zu fliehen und die auf Zane Arkeen trifft und diesen eine Zeit lang begleitet. Letzteres eher gezwungenermaßen, sind ihre Überlebensaussichten als Kind ohne einen zumindest rudimentären Schutz eines Erwachsenen schlicht nicht existent. Durch diese drei so ganz unterschiedlichen Augen erblicken wir die Welt, in der Gesetze und Anstand immer rarer werden.
Auch wenn die Ausdrucksweise an manchen Stellen ein wenig zu modern ist, liest sich das Buch gut und in einem Rutsch durch. Das ist Dark Fantasy vom Feinsten, zeigt uns eine Welt voll ungezügelter Gewalt, voller menschlicher Abgründe angereichert mit sehr dosiert eingesetzter übernatürlicher Elementen. Hier wird sich nicht jeder Leser wiederfinden, die aber, die ihren Karl E Wagner oder Howard verschlungen haben, werden vorliegend bestens unterhalten.
Ivo Pala: Dark World Saga 03: Schwarzes Blut.
Knaur, Mai 2018.
400 Seiten, Taschenbuch, 14,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Carsten Kuhr.