Émile ist 15 Jahre alt und zum ersten Mal so richtig verliebt. Die Angebetete ist Pauline aus der Klasse unter ihm und sie haben sogar schon mal zusammen in einem Raum gesessen. Doch wie man sie anspricht? Kein Plan! Dann entwickelt sich das Schicksal zu Émiles Gunsten und es kommt zu einem ersten Kontakt. Die beiden Jugendlichen finden sich sympathisch, treffen sich öfter und kommen immer wieder ins Gespräch. Als Pauline Émile schließlich zu einem Konzert in Venedig einlädt, bei dem sie selbst auch spielt, ist er ganz aus dem Häuschen. Leider ist das Venedig schrecklich weit weg von Frankreich und seine peinliche Familie setzt sich zudem noch in den Kopf ihn mit dem Wohnwagen selbst dorthin zu bringen. Schlimmer geht’s kaum!
Ivan Calbérac erzählt eine amüsant-chaotische Geschichte über die erste Liebe. Sein Protagonist Émile ist ein sensibler junger Mann mitten in der Pubertät. Er macht sich viele Gedanken über Mädchen im Allgemeinen und Pauline im Besonderen. „Pauline habe ich im Freizeitraum getroffen. Also unsere Blicke haben sich getroffen, aber manchmal reicht das ja, um ein Leben zu verändern.“ (Kapitel Montag, 12. März) Doch Émile hat erfahrungsbedingt ein recht negatives Bild vom Leben und der Liebe. Alles scheint ihm schrecklich kompliziert und geht meist doch nur den Bach hinunter. Wie also soll er es anstellen, Pauline ernsthaft für sich zu gewinnen? Der Autor lässt seine Leserinnen und Leser auf pfiffige Weise an Émiles Gedankenwelt Anteil haben.
„Es gibt diese Mädchen, die laufen nur an dir vorbei und zack, fieberst du ihnen hinterher. Wie eine Grippe, man sollte sich dagegen impfen lassen.“, stellt er später fest (Kapitel Sonntag, 15. April). Wie in einem Tagebuch schreibt er über die einzelnen Tage, die mehr oder minder mit Pauline zu tun haben. Dabei lernt man zwangsläufig auch seine ihm mehr als peinliche Familie kennen. Bruder Fabrice, der bei den Soldaten dient und Émile regelmäßig verprügelt, seinen Vater, der als Vertreter von Tür zu Tür geht und den Menschen seltsame Dinge andreht, und die Mutter, die Émile regelmäßig die Haare bleicht, damit er schön blond aussieht. Mit so einer Familie kann man sich echt nur die Kugel geben, der Meinung ist auch Émile. Und dennoch nimmt er sein Schicksal an und reist mit ihnen quer durch Frankreich Richtung Venedig nur für seine große Liebe.
Am Ende des Romans werden dann einige Dinge doch sehr offengelassen und viele Aspekte aufgegriffen, die nicht mehr zu Ende gedacht werden. Aber das schmälert den tollen Gesamteindruck dieses kurzen Romans keineswegs. Ein lustige Frühlings-Geschichte mit Sommer-Titel, die Lust auf ganz viel mehr von diesem Autor macht!
Ivan Calbérac: Der Sommer mit Pauline.
Blumenbar, Februar 2019.
240 Seiten, Gebundene Ausgabe, 20,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Janine Gimbel.