Der norwegische Autor Geir Gulliksen erzählt in seinem Roman „Geschichten einer Ehe“ vom langsamen Ende einer Beziehung. Jon und Timmy, die zwei gemeinsame Söhne haben, wollen eine moderne Ehe führen, die anders ist als andere. Sie soll frei von Eifersucht sein, jeder soll sich frei entfalten können. Dazu gehören auch Abenteuer mit anderen Geschlechtspartnern und der gegenseitige Austausch darüber.
Und tatsächlich lernt Timmy beim Joggen einen anderen Mann kennen. Aus Zuneigung wird Liebe, und die Treffen der beiden werden immer häufiger und ausgedehnter. Es kommt, wie es kommen muss: Jon kommt damit immer schlechter zurecht, und schließlich erfolgt die Trennung.
Dass das am Ende passiert, ist bereits am Anfang des Romans klar, sodass hier nichts vorweggenommen wird. Der ganze Text ist eine Art Rückblick und der Versuch zu verstehen, warum diese Ehe in die Brüche gegangen ist.
Problem ist, dass keine der beiden Hauptfiguren wirklich sympathisch ist. Die seltsam haltlose Timmy tut nichts, um ihre Ehe zu retten, sie lässt sich allzu bereitwillig auf den neuen Mann ein, und Jon wirkt insgesamt eher schwach. Man kann sich kaum vorstellen, dass er für eine Frau interessant sein könnte. Die zumindest anfängliche große Liebe des Ehepaars spürt man als Leser nicht. Jons ewiges Beharren darauf – dieser Aspekt wird tatsächlich mehrfach im Buch wiederholt –, dass Timmy tun und lassen dürfe, was sie will, wirkt auf Dauer etwas nervig und redundant. Man möchte diesen Mann schütteln ob seiner skurrilen, pseudo-modernen Ansichten. Fast kann man Timmy so gesehen verstehen, dass sie das Weite sucht.
Allzu lange Beschreibungen von Nebensächlichkeiten – zum Beispiel was Timmy anzieht – stören den Lesefluss etwas. Die oft sehr detaillierte Darstellung von Sex wirkt keinesfalls erotisch, sondern eher, als handele sich um eine Gebrauchsanweisung.
Geir Gulliksen: Geschichten einer Ehe.
Luchterhand Literaturverlag, März 2019.
224 Seiten, Gebundene Ausgabe, 22,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Andreas Schröter.