Die katholische Kirchengemeinde von Lakewood, New Jersey war einst eine Vorzeigegemeinde. Pastor Palmeris und Pater Joe Cahill führten ihre Schäfchen, bis ein Gerücht über eine pädophile Neigung die Runde machte. Pater Joe Cahill geriet fälschlich in Verdacht und wurde von seinem Bischof ohne nähere Untersuchung abberufen.
Als die Vampire von Osteuropa kommend zunächst Asien und China, später dann Westeuropa und Afrika eroberten, glaubte man in den gottesfürchtigen USA noch, die Invasion der Blutsauger aufhalten zu können. Dann aber überrollten die Vampire und ihre menschlichen Handlanger, Vichys genannt, die Ostküste und Gottes Volk ging unter. Die wenigen Überlebenden verstecken sich voller Furcht, geschützt durch Kreuze und Knoblauch in den Kellern, werden als Futter angesehen und gnadenlos verfolgt. An einen Aufstand ist nicht zu denken, jeder bleibt für sich.
Doch dann macht sich der orthodoxe Rabbi Zev Wolpin auf, Pater Joe zu suchen und von der Heimsuchung seiner Gemeinde zu berichten. Die St.-Anthony´s-Kirche wurde entweiht und geschändet, dient nun der Folter und Schlachtung der menschlichen Opfer. Das kann Pater Joe nicht lange mit ansehen und der einst allseits beliebte Pater macht sich auf, die Kirche von den Vampire zu befreien. Dass er selbst im Laufe der Ereignisse gefangen genommen und gewandelt werden soll bietet nur den Auftakt zu seiner wahrhaft atemberaubenden Tour-de-Force die ihren Höhepunkt im menschen- aber nicht vampirleeren New York findet …
Mögen Sie Vampirromane? Vielleicht gar die seit rund zehn Jahren in Mode gekommenen Beaus, waschbrettbauch gestählte Jünglinge, voller Charisma, Kultur und Esprit die ihr unsterbliches Leben mit Kultur und betörenden Frauen würzen?
Wie nennt F. Paul Wilson diese auf Seite 304 so treffend „untote byroneske Schöngeister“ – nun, dann lassen sie ihre Finger schön weg von vorliegendem Buch und bleiben bei den gewohnten Titeln der weichgespülten Verlagshäuser.
Bei Festa, das ist bekannt, erwartet den Leser eine weit härtere Gangart und so ist der Titel aus dem Feder des Mannes der uns den unvergleichlichen Repairman / Handyman Jack gebracht hat weit eher in die Reihe der Söhne Draculs oder Kings „Brennen muss Salem“ einzureihen, als dass er etwas mit den Romantasies heutiger Tage zu tun hat.
Hier erwarten den Rezipienten noch wirkliche Bestien, eine Welt, in der Ordnung und Gesetze hinweggespült wurden, in der Anarchie und das Recht des Stärkeren, nein eigentlich des Brutaleren herrscht.
Aus der Sicht von drei Menschen erleben wir die brutale Übernahme der Macht durch die Vampire mit. Schwester Carole, eine Nonne die einst im Konvent Schülern Chemie näher gebracht bastelt nun Molotow-Cocktails und geht des Nachts, getarnt als Bordsteinschwalbe höchst erfolgreich auf Jagd nach den menschlichen Parasiten, die sich den Vampiren angedient haben. Dazu gesellt sich mit Lacey, der bekennenden Atheisten und Nichte Pater Joes eine Lesbe die sich ihre Gegner handfest vom Leib hält und der charismatische Pater. Sie lehnen sich gegen die Gewaltherrschaft der neuen Herren auf, wollen nicht einfach aufgeben und sich zu Nahrung reduzieren lassen.
Und wie sie dann in den Krieg ziehen, das hat schon etwas. Mit Schmackes werden da Untote mit in der Küche produziertem Napalm in Flammen gesetzt, zerreißen Detonationen Körper und werden Untote gepfählt. Das aber alles immer in sich folgerichtig und voller Tempo, dass dem Leser vor seinem inneren Auge ein Mega-Blockbuster abläuft.
F. Paul Wilson: Mitternachtsmesse.
Festa, Februar 2015.
512 Seiten, Taschenbuch, 13,95 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Carsten Kuhr.