Emma Berquist: Nex: Die letzte Nacht

Lexi hat eine Gabe – oder auch einen Fluch, wie sie eher sagen würde. Wann immer sie einen Menschen berührt, kann sie die Art und den Tag seines Todes sehen. Das hat sie menschenscheu gemacht und Kontakt hat sie fast nur noch zur Gruppe der übernatürlich Begabten in Los Angeles, denn dort kann sie offen sagen, warum sie niemanden berühren möchte. Eines Abends passiert es trotzdem: sie rempelt versehentlich ein Mädchen an und sieht deren brutalen Tod noch am gleichen Abend. Aber sie schweigt. Zu Lexis Gaben gehört es aber auch, mit hängengebliebenen Geistern reden zu können. Und wer erscheint ihr am nächsten Tag? Genau, Jane, das ermordete Mädchen. Und sie lässt sich nicht abschütteln.  Noch mehr Menschen verschwinden und langsam kristallisiert sich heraus, dass der Mörder unter den übernatürlich Begabten zu suchen ist. Lexi macht sich auf die Suche, auch, um ihr schlechtes Gewissen Jane gegenüber zu beruhigen, obwohl sie sicher weiß, dass sie nichts hätte ändern können.

Emma Berquist hat eine eigene Unterwelt von Los Angeles geschaffen, in der sich unerkannt übernatürlich Begabte tummeln. Das fand ich schon an sich spannend. Besonders gefallen hat mir allerdings der so zerrissene Charakter Lexi. Sie will diese Gabe nicht haben, es hat sie schon soviel gekostet und trotzdem stellt sie sich dem, was auf sie zukommt. Naja, sie stellt sich fast allem. Obwohl sie weiß, dass es nicht gut ist, geht sie nicht mehr zur Schule und macht erst mal auch sonst keinen Versuch ihrem Leben in der Gemeinschaft der Übernatürlichen mit Gelegenheitsjobs, auf die sie angewiesen ist und die sie auch nicht ablehnen kann, zu entkommen. Jane ist in diesem Roman ihr Gegenpart und sie könnte unterschiedlicher kaum sein. Zwar hat ihr Geist ebenso wie Lexi eine ungeheure Wut auf das Schicksal im Bauch, aber sie war zu Lebzeiten so ganz anders und kann das auch als Geist nicht ablegen. Sie war gesellig, hatte viele Freunde, wusste, was sie im Leben noch erreichen wollte. Die beiden müssen eigentlich wie Feuer und Wasser sein, aber am Ende ergänzen sie sich doch gut.

Insgesamt ein – bislang – Einzelroman, der in die Welt der Geister von Los Angeles führt und einige vergnügliche Lesestunden bietet. Gespannt bin ich, ob die Autorin das Setting noch mit weiteren Bänden füllt. Gut genug entwickelt wäre es.

Emma Berquist: Nex – die letzte Nacht
Aus dem Englischen übersetzt von Britt Somann-Jung
DTV Mai 2023
336 Seiten, Paperback 15,95 Euro

Diese Rezension wurde verfasst von Regina Lindemann.

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